Buch und Schwert
Rede zur Eröffnung der Woche des deutschen Buches
26 Oktober 1941
Die Bücher sind unsere guten Freunde. Sie begleiten uns von frühester Jugend an bis ins späte Greisenalter durch unser ganzes Dasein. Wir Deutschen als Volk der Dichter und Denker können uns ein menschliches Leben ohne Buch überhaupt nicht vorstellen. Im Buch finden wir unsere Zeit widergespiegelt, im Buch suchen wir die Vergangenheit zu erforschen und die Zukunft zu ergründen. Das Buch ist uns Wegweiser und Ansporn zugleich.
Ein gutes Buch gilt uns Deutschen nach alter Regel mehr als zehn schlechte. Und gerade dann, wenn die Zeiten den Menschen besondere Probleme stellen, wenn sie sich krisenhaft zuspitzen oder gar in gewaltsamen revolutionären oder kriegerischen Explosionen ihren dynamischen Ausdruck finden, dann flüchten wir gern aus der Härte des Tages in die romantische Weite des Buches. Was das Buch für uns als Kulturvolk bedeutet, das haben unsere Soldaten in diesem Kriege an allen Fronten erfahren. Viele unter ihnen, die vielleicht das Buch in den Zeiten, da es ihnen leicht und ohne besondere Einschränkung zur Verfügung stand, nicht immer so hoch schätzten, wie es das eigentlich verdiente, haben es erst in ganzer Tiefe lieben und achten gelernt, da sie es entbehren mußten. Es ist vielleicht das charakteristischste Zeichen dieser Zeit, daß sie ihre schönste und beglückendste Erfüllung im Buch sucht und findet.
Unser so starkes und ausgeprägtes Verhältnis zum Buch hat auch seinen Ausdruck im Buch selbst gefunden. Kein Volk, das sein Buch so liebevoll pflegt wie gerade wir Deutschen. In seinem
Inhalt wie in seiner äußeren Gestaltung ist das deutsche Buch 20120y246u beispielgebend für die ganze Welt geworden. Das schöne Buch, im Inhalt wie in seiner äußeren Form, ist immer unser deutsches Ideal gewesen.
Von der unbegrenzten Weite unserer großen deutschen Geister bis zum subtilsten Spezialschrifttum umfaßt die deutsche Buchproduktion den ganzen Umfang unseres deutschen Wesens und Charakters. Welch eine Spannweite von unseren Klassikern mit ihren weltumfassenden Ideen bis zum Spezialbuch, das sich zwar nur mit einem ganz kleinen Ausschnitt unseres menschlichen Lebens beschäftigt und doch das Nebensächliche zum Wesentlichen zu erheben versucht! Gerade hier auf dem Gebiet des Fachbuches sind wir Deutschen bahnbrechend der Welt vorangeschritten. Es gibt bei uns keinen Beruf und keinen Lebensbezirk, die nicht ihre Darstellung auch in einer umfangreichen Fachliteratur gefunden hätten. Das deutsche Spezial- und Fachbuch ist in der ganzen Welt gesucht. Es wird in alle Kultursprachen übersetzt, heute noch wie ehedem.
Wenn ich am heutigen Tage in diesem Zusammenhang die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine besondere Sparte unserer Buchproduktion hinlenke, so deshalb, weil ich das Empfinden habe, daß wir hier, an der Höhe unserer gesamtdeutschen Literatur gemessen, noch einiges nachzuholen haben. Ich meine das Kinderbuch. In Deutschland beginnen die Kinder schon in frühen Jahren zu lesen. Der angeborene Bildungstrieb unseres Volkes erwacht bei ihnen recht zeitig; Kinder, deren Gemüter noch der stärksten Einprägung fähig sind, haben gerade deshalb auch einen Anspruch auf das gute Buch. Unser Kinderbuch hält heute noch nicht das, was es verspricht. Wir suchen Bücher für unsere Kinder, die in leicht faßlicher und allgemeinverständlicher Weise dem Kind das Leben in all seinen Schillerungen und Verzweigungen nahebringen. Wo unsere Kinder gute Bücher lesen wollen, müssen sie vielfach
noch auf die aus vergangenen Zeiten zurückgreifen. Wenn wir unser Jahrhundert das des Kindes nennen, so meine ich, daß wir das auch im Kinderbuch zum Ausdruck bringen müßten.
Und dasselbe gilt auch vom Buch des Soldaten. Es ist vielleicht eine der ergreifendsten Erscheinungen dieses Krieges, daß sich hier das wiederholt, was wir schon im Weltkrieg erlebten: Der Soldat, fern von der Heimat an den Fronten stehend und kämpfend, ruft nach dem Buch, weil er in ihm eine Brücke zum bürgerlichen Leben und zur Heimat zurück sieht. Das Buch, früher in Friedenszeiten ein selbstverständlicher Genosse seines Lebens, wird ihm nun zum manchmal langentbehrten Kameraden, mit dem ihn liebste Erinnerungen und Gedanken an die Vergangenheit und an die Zukunft verknüpfen.
Die Zeit, die wir heute durchleben, findet im Buch ihren Ausdruck. So wie das Buch ein Zeichen der Zeit ist, so ist die Zeit auch im Buche gestaltet worden. Niemals kam das in unserer deutschen Geschichte stärker zum Ausdruck als heute. Wenn wir das epochale Werk des Führers "Mein Kampf" hierbei mit in Betracht ziehen dürfen, so ist es nicht zuviel gesagt, wenn wir behaupten, daß Bücher die geistigen Durchbrüche unserer Zeit gewesen sind. Sie haben zu ihrem Teil Geschichte gemacht.
Das ist um so verständlicher in einem Volk, das wie wir Deutschen zum Buch immer ein besonders vertrautes und inniges Verhältnis hatte. Unser Volk ist ohne Buch eigentlich gar nicht denkbar. Wir, die wir von unseren Feinden manchmal über die Schultern als Volk der Dichter und Denker belächelt wurden, sind stolz auf diesen Ehrentitel; aber wir brauchten nur zu dieser starken Neigung zum Geistigen hin noch den Weg zu unserer eigenen Kraft zu finden, um die Anwartschaft auf eine wahre Weltmacht zu erringen. Diese Umwandlung unseres Volkswesens findet in unserer Zeit statt. Gerade der Krieg hat sie am deutlichsten in Erscheinung treten lassen. Er ist damit wie eine Zeit des
Schwertes, so auch eine Zeit des Buches geworden, und es ist deshalb kein Zufall, daß wir mitten im Lärm der Schlachten in einer Woche, in der im Osten das entscheidende Ringen um die europäische Kultur fortgesetzt wird, hier mitten im Herzen des Reiches, in der Stadt unserer Klassiker, die große Woche des deutschen Buches feierlich eröffnen.
Es geschieht das allerdings in einem anderen Zeichen, als das in Friedenszeiten der Fall war. Damals bekannten wir uns zum Buch nur als Wegbegleiter. Heute bekennen wir uns zum Buch als Lebensbedingung. Was das Buch uns eigentlich bedeutet, das haben wir alle in diesen harten Monaten des Krieges erfahren. Er brachte uns trotz seines harten und unerbittlichen Realismus keine Abwendung, sondern eine noch stärkere Hinwendung zu unserer Klassik und zu allen Werten, die in den Zeiten unserer großen Geistigkeit eingeschlossen sind. Wieder umfängt uns heute, allerdings mit einem härteren und unromantischeren Zauber als ehedem, die ganze Atmosphäre dieser Stadt, die wir so lieben, weil sie die eine Seite unseres deutschen Wesens am gültigsten zur Ausprägung bringt.
Der Krieg, den heute unsere Soldaten siegreich an allen Fronten durchfechten, ist für uns Deutsche mehr als nur ein Kampf um Rohstoffe und Lebensraum. Er bedeutet für unsere Volksgesamtheit die Behauptung der europäischen Kultur, die wir Deutschen in unseren sicheren Schutz genommen haben. Wieder einmal sind die ältesten und wertvollsten Kulturvölker des europäischen Kontinents angetreten, um das zu verteidigen, was sie in über zwei Jahrtausenden aufgebaut haben. Wieder stellen sich die Leiber unserer Soldaten schützend vor ein uraltes Kulturerbe, das, vom Licht der Menschheit bestrahlt, ewig erhalten bleiben muß.
Was bedeuten demgegenüber die inhaltlosen und faden Schwätzereien ungebildeter Literaten, die eine sterile Zivilisation verteidigen, für die es sich nicht zu leben, geschweige denn zu
sterben verlohnt. Wir haben sie niemals ernst genommen und nehmen sie auch heute nicht ernst. Von der Höhe einer zweitausendjährigen Geschichte schauen wir mit souveräner Verachtung auf diese kulturfeindlichen Kräfte herab, die nur humanitäre Worte im Munde führen, hinter denen keine Werte stehen. Wer sich in der entscheidenden Stunde Europas mit den Bolschewisten verbündet, um die europäische Kultur zu verteidigen, der richtet sich und seine Kultur damit selbst. In diesen Monaten setzen sich die Achsenmächte gegen das größte Verbrechen gegen die europäische Kultur zur Wehr. Wir antworten auf die Kritik unserer liberal-demokratischen Widersacher nur mit einem Hinweis auf die deutsche Kulturleistung aus zwei Jahrtausenden, die keiner Rechtfertigung mehr bedarf. Die systematische Fürsorge, die das nationalsozialistische Reich dem deutschen kulturellen Leben in all seinen Äußerungen und Ausstrahlungen in den vergangenen fast neun Jahren hat angedeihen lassen, ist unser Alibi gegen die literarischen Aufrufe unserer Feinde, die Papier sind und Papier bleiben werden.
Eines der wichtigsten kulturellen Güter, denen wir in den vergangenen Jahren unseres nationalsozialistischen Aufbaus unsere besondere Fürsorge haben angedeihen lassen, war und ist das deutsche Buch 20120y246u . Es hat seit der Machtübernahme einen wahrhaft stolzen Aufstieg angetreten; und wenn sich gerade im Kriege das ganze deutsche Volk in noch nie dagewesener Weise zu den Weiten seiner Dichtung bekennt, so ist das der stolzeste Beweis für den Erfolg unserer systematischen Buch- und Kulturpflege in den vergangenen Jahren.
Zwei Aufgaben insbesondere hat das deutsche Buch 20120y246u im Kriege zu erfüllen: es zeigt dem deutschen Volke die gewaltigen Hintergründe des geschichtlichen Geschehens unserer Tage, und es spendet ihm Kraft und Entspannung in den schweren Wochen und Monaten des Krieges. Gerade darum ist das deutsche Buch 20120y246u
vor allem zum wahren Eigentum des deutschen Soldaten an der Front geworden. Das Wort vom "Zarathustra im Tornister des deutschen Musketiers" ist heute vielfach Wirklichkeit geworden. Gibt es ein schöneres Zeichen für die innere Verbundenheit unseres Volkes mit dem Buch als die Tatsache, daß gerade im Kriege unsere Klassiker in steigendem Umfange von vielen Tausenden verlangt und gelesen werden ?
Daneben steht nun der Erfolg unserer Buchpflege, der durch Zahlen belegt werden kann, die alle von uns gehegten optimistischen Erwartungen weit in den Schatten stellen. 250 Millionen Bücher und Schriften wurden im abgelaufenen Berichtsjahr im Reich herausgebracht bei einer Durchschnittsauflage aller Erscheinungen von rund 11.000 Stück. Wieder steht an erster Stelle das schöngeistige Schrifttum mit einer Gesamterzeugung von 72 Millionen Büchern. Hierunter befinden sich allein 39 Millionen Neuerscheinungen. Die Zahl von 44 Millionen neu aufgelegter Bücher beweist, daß bei uns, wohl hauptsächlich infolge unserer systematischen Buchpflege, das Buch als Eintagssensation vollkommen verschwunden ist. Wirklich wertvolles Schrifttum kann auf das Interesse unseres Volkes viele Jahre hindurch rechnen.
An zweiter Stelle steht die politische und dokumentarische Literatur der Zeit mit einer Gesamtauflage von 56% Millionen. Diese Auflage widerlegt in schlagendster Weise die Einwendungen der Feindseite, daß das deutsche Volk sein Interesse an der Gegenwart verloren hätte. Unter den 56% Millionen Büchern der Zeit befinden sich 33 Millionen Neuerscheinungen auf dem Gebiet des Wehr- und Kriegsschrifttums. Daneben steht die stärkste Anteilnahme des deutschen Volkes am Schrifttum der uns befreundeten Nationen. Allein 641 ausländische Werke wurden im Berichtsjahr ins Deutsche übertragen.
Wenn man bei einer Würdigung dieser Leistungen die Unsumme von Schwierigkeiten in Rechnung stellt, die zu überwinden waren,
dann müssen diese Erfolge um so höher geweitet werden. Verlage und Druckereien gaben einen großen Teil ihrer besten Mitarbeiter an die Wehrmacht ab. Die Papierfrage wurde mit längerer Dauer des Krieges von Woche zu Woche schwieriger und komplizierter. Dabei galt es für das deutsche Schrifttum, vor allem seine elementarste Pflicht der kämpfenden Front gegenüber zu erfüllen. Über hundert deutsche Dichter von Ruf tragen heute als Soldaten den grauen Rock und sind in der Hauptsache bei den Propagandakompanien eingesetzt. Sie machen sich zu Kündern des geschichtlichen Geschehens unserer Zeit. Sie sitzen nicht mehr zu Hause am Schreibtisch, um für die kämpfende Front Papieraufrufe zu verfassen; sie stehen mitten unter den Soldaten des Reiches, um die Heimat zu verteidigen und daneben dem Volke ein möglichst nahes Bild von den Kämpfen um das Reich und um die europäische Kultur zu vermitteln.
Wenn wir also heute zur Kriegsbuchwoche 1941 aufrufen, so ist dieser Appell alles andere als eine äußere und leere Repräsentation. Diese Kriegsbuchwoche soll der Auftakt neuer großer Aktionen im Dienste des deutschen Schrifttums sein. Sie steht im Zeichen von Buch und Schwert und richtet ihren Anruf an die Nation bei Beginn des dritten Kriegswinters. Sie stellt an das ganze Volk besondere und wichtige Aufgaben.
Die erste und vornehmste, sozusagen eine Ehrenpflicht des deutschen Volkes, ist die, die deutsche Wehrmacht im kommenden Winter ausreichend mit guten Büchern zu versorgen. Es werden dazu in der Hauptsache zwei Wege beschritten. Eine Auswahl bester Literatur wird in Großauflage in handlichstem und ansprechendstem Format herausgebracht und der Wehrmacht zur Verteilung übergeben. Als erstes Ergebnis dieser Aktion werde ich in Kürze 3 Millionen Bücher an die deutschen Soldaten an der Front zum Versand gelangen lassen. Diese großzügige Maßnahme, die gewiß von unseren Soldaten mit Freude begrüßt
werden wird, soll im Laufe des Winters noch einmal wiederholt werden.
Daneben geht die großzügige Ausführung des Aufrufs des Reichsleiters Rosenberg zur 3. Büchersammlung der NSDAP. Ungezählte Millionen Bände aus allen Sparten unseres deutschen Schrifttums sind in den vergangenen zwei Jahren auf grund dieser Sammlung an die Front gegangen; aber immer noch nicht ist der Lesehunger unserer Soldaten befriedigt. Wenn die nationalsozialistische Bewegung jetzt wiederum an das deutsche Volk appelliert, so will das nicht heißen, daß der Bücherfreund noch einmal seinen Bücherschrank von überflüssigen Schmökern reinigen soll. Für unsere Soldaten ist auch hier das Beste gerade gut genug. Unter Einsatz von 7000 Mitarbeitern der Partei konnten bisher 6,7 Millionen Bücher an 60.000 Wehrmachtbüchereien abgeliefert werden. Diese Großaktion, die alles bisher auf diesem Gebiete Dagewesene weit in den Schatten stellt, soll nun mit einem machtvollen Aufwand fortgesetzt werden. Welche Woche wäre nun eher geeignet dazu, unsere Volksgenossen zu veranlassen, das Letzte an Büchern für unsere Soldaten herzugeben, als gerade diese Woche, die im ganzen Reich im Zeichen des deutschen Buches steht? Daneben geht die Fortführung der Werbung für Buch-Feldpostsendungen. Weitere 6 Millionen deutsche Bücher sind so an unsere Soldaten gelangt.
Aber nicht allein die Front ruft nach dem Buch; auch die Heimat ist seiner in höchstem Maße bedürftig. Gerade die schwerarbeitenden Volksgenossen sollen im Kriege besonders in den Genuß des deutschen Kulturgutes kommen. Es ist nicht damit getan, sie allein durch kulturelle Veranstaltungen zu betreuen, sie ins Theater oder ins Kino zu führen. Der deutsche Bauer und der deutsche Arbeiter, die deutsche Mutter und die deutsche Hausfrau verlangen für die wenigen Stunden ihrer Freizeit nach geistiger Entspannung und neuer Kräfteaufspeicherung. Die Heimat hat
ein Anrecht darauf, im Buch die Zeit wiederzufinden und durch das Buch über die Zeit hinaus geistig in die Zukunft hinübergeführt zu werden.
Große Buch- und Dokumentenschauen im Rahmen der Buchwoche sollen dem deutschen Volke einen Überblick über die unvergänglichen Werte vermitteln, die im deutschen Buch niedergelegt sind. Hier kann es am besten erkennen, was seine Dichter und Schriftsteller ihm bedeuten und was es ihnen zu verdanken hat. Wie auf allen anderen Gebieten, so geht auch auf dem Gebiet des Schrifttums die Wirkung vom Menschen aus. Der Dichter und Schriftsteller ist der Mittelpunkt des Buchgeschehens. Wir haben es seit 1938 sozusagen zur Tradition erhoben, in Verbindung mit der Eröffnung der Woche des deutschen Buches ein deutsches Dichtertreffen hier auf dem geheiligsten Boden von Weimar zu veranstalten. Jedes dieser Dichtertreffen war ein Bekenntnis zur gemeinsamen Verpflichtung des dichtenden und schreibenden Deutschland zum neuen Reich.
Zum ersten Male haben wir in diesem Jahre mitten im Kriege die führenden Autoren befreundeter Nationen zu uns geladen. Auf meine Bitte hin haben sie eine Reise durch das Reich gemacht. Alles ist ihnen gezeigt und nichts ist ihnen vorenthalten worden. Wir haben nichts zu verbergen. Sie sollten mit offenen Augen Volk, Land und Leute studieren und sollten aus der Kraft, die die deutsche Nation heute in der Heimat ausstrahlt, auf die Kraft schließen, die unsere kämpfende Front darstellt. Ihre eben abgeschlossene Reise war sozusagen ein praktischer Anschauungsunterricht und eine Belehrung darüber, ob die deutsche Nation ein Anrecht darauf hat, endlich ihre provinziellen Fesseln abzustreifen und den Weg zur Weltmacht anzutreten.
Wenn ich mich nun in dieser Stunde von Weimar aus an das ganze schreibende und lesende Deutschland wende, so verbinde ich mit diesem Aufruf an die Nation meinen tiefgefühlten Dank
an alle im Dienste des deutschen Schrifttums schaffenden Volksgenossen. Der Stolz auf unsere bisherigen Leistungen, der sie alle erfüllt, wird von mir in vollstem Umfange geteilt. Wir haben mehr denn je die Berechtigung, in unserem Ausblick auf die Zukunft glücklich und zufrieden zu sein. Inmitten der Schlachten, die um das neue Europa geschlagen werden, zeichnen sich bereits die großen Zukunftsaufgaben unserer Nation und mitten in ihr des deutschen Schrifttums in seiner Gesamtheit ab.
Wie glücklich muß uns alle solch ein Tag machen! Die ganze Nation steht in dieser Stunde um das deutsche Buch versammelt. Buch und Schwert als Einheit bilden das Symbol dieser Zeit ohne Beispiel. So wie das Schwert im Kampf um eine neue Anschauung eine Waffe des Geistes ist, so ist das Buch in diesem Kampfe eine Waffe der Front geworden. Wann hätten wir mehr Grund gehabt, in tiefem Vertrauen und voll glühender Dankbarkeit auf den Führer und seine Soldaten zu schauen, die in diesem gigantischen Ringen Europa beschützen und einen Wall aufrichten gegen den Versuch einer Überflutung unseres alten und doch so jungen Kulturkontinents durch barbarische Horden aus dem Osten!
In dieser festlichen Stunde, nur vor diesem Kreise abgehalten, aber von der ganzen Nation mit Dankbarkeit aufgenommen, richten sich unsere Blicke nach dem Osten. In fester und unbeirrbarer Zuversicht fühlen wir uns gerade heute als Vertreter des geistigen Deutschlands mit dem Führer als dem obersten Beschützer unseres kulturellen Lebens verbunden. Er hat den Mut gehabt, den Kampf gegen den ewigen Weltfeind noch einmal auf sich zu nehmen. Mit seinen Soldaten beschützt er alles, was wir besitzen: Haus und Hof, unsere Frauen und unsere Kinder, aber auch unsere Kultur, unsere ewigen Güter und nicht zuletzt unter ihnen das deutsche Buch als die schärfste Waffe unseres Geistes. Daß es einer segensreichen Zukunft entgegengehen möge, das ist heute unser herzlichster Wunsch.
In diesem Sinne richte ich meinen Ruf an die Dichter unserer Zeit. Zum größten Teil stehen sie kämpfend an der Front, und vielleicht ist der eine oder andere in dieser Stunde durch Zufall an irgendeinem Rundfunkapparat weit im Osten Zeuge dieser Stunde, die er in Friedenszeiten mit uns zusammen zu erleben pflegte. Daß wir der Zeit würdig sein wollen, das soll unser Gelöbnis in dieser Stunde sein. Mit der Kraft des Wortes wollen wir sie schildern, so wie der deutsche Soldat sie mit der Kraft des Schwertes gestaltet. Mit ihm gemeinsam wollen wir sie am Ende erfüllen. Die große Zeit soll uns in Bereitschaft finden. Dann wird die Stunde kommen, da das Reich die Zeit der stolzesten Blüte seiner Geschichte beginnt.
Wann hätte dann der Dichter mehr Grund gehabt zu dem stolzen Ausruf: "Du nimm den Strick, Barbarei, und mache Dich auf Verbannung gefaßt!"
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