Gebrauchs des Konjunktivs
In diesem Kapitel beschäftige ich mich mit der eigentlichen Problematik meiner Diplomarbeit. Hier geht es also darum, die verschiedenen Verwendungsweisen des Konjunktivs sowohl im Deutschen, als auch im Franzősischen zu beschreiben. Diese Darstellung des Gebrauchs dieses Modus konzentriert sich auf alle einzelnen Satzformen, in denen der Konjunktiv vorzugsweise auftritt.
Im Deutschen
Ich beginne meine Untersuchung zum Gebrauch des Konjuntivs mit der Beschreibung seiner Funktionalität im Deutschen. Die Frage nach dem Gebrauch dieses Modus ist sehr wichtig und sie wird seit langem diskutiert.
Ich bin mit Eisenberg (1994:128) der Meinung, dass "der Bedeutungsunterschied zwischen den Konjunktiven so weit geht, dass jeder eigene spezielle Kontexte hat, in denen der andere nicht stehen kann, in denen deshalb auch die jeweilige Eigenbedeutung der Konjunktive fassbar wird". Folglich werde ich systematisch die Kontexte herstellen, in denen man der K I bzw. K II verwenden kann. Ich werde mich doch lediglich auf die Verwendungsweisen des Konjuntivs beschränken. Eisenberg (1994:129) vertritt weiter die Meinung, dass der K II, z.B., verschiedene Funktionen als Potentialis/ Irrealis allgemein in Sätzen hat. In der Duden Grammatik (1971:158) ist es auch festzustellen, dass der Konjunktiv verschiedene "Funktionsbereiche" kennt und zwar: Funktionsbereich I (Wunsch und Aufforderung), Funktionsbereich II (Irrealität und Potentialität), Funktionsbereich III (indirekte Rede).
Dabei unterscheidet man zwischen der Verwendung des K I und derjenige des K II.
Gebrauch des K I
Der K I steht sowohl im Haupt- als auch im Nebensatz. In vielen Studien zum Gebrauch des Konjunktivs findet man die Aussage, dass der K I fűr bestimmten Formen des einfachen Satzes charakteristisch sei.
A. Einfacher Satz
So wird der K I im Hauptsatz gebraucht, wenn ein Wunsch oder eine Aufforderung ausgedrűckt wird:
Seien wir doch vernűnftig!
Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme!
Überhaupt ist es zu beobachten, dass der K I (Präsens) im einfachen Satz imperativische Bedeutung hat. Angesichts dieses Aspektes stellt Marinescu fest (2006 :152), dass der Konj. I Präs. in diesem Fall einen Imperativ der 3. Person Sing. ersetzt, den es im Deutschen nicht gibt. Dieser Gebrauch des K I ist aber in der Gegenwartssprache jedoch selten und auf Wendungen beschränkt:
Er lebe hoch! Hoch lebe das Geburtstagkind!
Gott bewahre!
Gott sei dank!
Lang lebe der Kaiser!
Sie komme sofort!
Es lebe die Freiheit!
Er bringe Brot!
"Der imperativische K I", wie ihn Marinescu (ibidem) nennt, ist weiterhin typisch fűr bestimmte Textsorten wie Gebrauchsanweisungen und alte Anleitungen auf Kochrezepte, wo das unbestimmt- persőnliche Pronomen "man" steht. Der KI tritt noch in matematischen Fachtexten und in bestimmten Redewendungen und Formeln:
Du muss dich besser vorbereiten, es sei denn, du mőchtest die Prűfung nicht bestehen.
Gegeben sei das Dreieck ABC...
Sei eine Gerade...
Dies sei ein rechtwinkliges Dreieck mit A als Hypotenuse...
Man nehme eine Bratpfanne und schlage ein Ei hinein...
Eisenberg (1994:133) vetritt die Position, dass der Konjunktiv, wenn er dazu dient, die Setzung eines Sachverhaltes auszudrűcken, volitiv genannt wird. Ulrich Engel (1988:419) spricht vom auffordernden oder adhortativen Konjunktiv. Die Kochrezepte werden immer wieder als Beleg fűr adhortativen Konjunktiv angefűhrt. In diesem Verwendungsfall ist heute dieser Konjunktiv äuβerst selten. Dafűr stehen Imperativ-, Infinitiv- und Präsenssätze. Hinzu kommt, dass der adhortative K I weder durch den K II noch durch die wűrde-Form Umschreibung austauschbar ist. Engel (1988:420) setzt die Tatsache hinzu, dass der adhortative K I auch in Finalsätzen und in weiteren Nebensätzen mit finalem Inhalt vorkommt. Das wird mit Hilfe von Beispielen erläutert:
Sie beteten, dass das Dorf von der Besetzung verschont bleibe.
Er schickte den Kindern zwei Leute nach, damit ihnen auf dem weiten Weg nichts geschehe.
Engel signalisiert auch die Mőglichkeit eines "persőnlichen" adhortativen KI (1988:420) mit menschlicher Subjektsgrősse. Diese Auffassung beruht auf Aufforderungen wie:
Den Ölstand lasse man regelmässig űberprűfen.
Die Zwiebeln rőste man langsam goldbraun.
Eine Schwierigkeit liegt in der Tatsache, dass solche Gebrauchsanweisungen zunehmend altertűmlich wirken. An ihrer Stelle liegen meist andere Formulierungen vor:
- der Imperativ : Lassen Sie den Ölstand regelmäβig űberprűfen!
- Infinitivphrasen: Den Ölstand regelmäβig űberprűfen lassen)
- oder einfaches Präsens: Den Ölstand lassen Sie am besten regelmäβig űberprűfen.
Ein besonderer Gebrauch kommt mit dem Konj. Präs. von "sein" in Verbindung mit dem Partizip II passivfähiger Verben vor. Diese Form tritt vor allem in der Fachsprache als Umschreibung fűr den Autorenplural mit dem Modalverb "mőgen" in der Form "wir mőchten".
Es sei hier nur die Vieldeutigkeit des Präfixes ver- erwähnt...
→ Wir mőchten hier nur die Vieldeutigkeit des Präfixes ver- erwähnen...
B. Indirekte Rede
Der K I wird vorwiegend in der indirekten Rede verwendet. Er steht neben den redeeileitenden Verben und der Nebensatzform als Zeichen der indirekten Rede.
Der Konjunktiv
Direkte Rede Indirekte Rede
(32a) Heute bin ich den ganzen Tag zu Hause. → (32b) Er sagt, dass er heute den ganzen Tag zu Hause sei.
Es besteht in der Forschung Einigkeit darűber, dass der KI zur formalen Kennzeichnung der indirekten Rede dient. Überdies wird der KI auch der Konjunktiv der indirekten Rede und der fremden Meinung genannt.
Bei Helbig und Buscha (1998:174) wird der Konjunktiv neben den redeeileitenden Verben und den Nebensatzform als formales Kennzeichnen der indirekten Rede erwähnt. Auch Engel betrachtet den K I als "Wiedergabe Indikator" (1988:418), also als Anzeiger fűr Textwiedergabe. Die Duden Grammatik (1973:164) zeigt auch, dass der wichtigste Funktionsbereich des Konjunktivs die indirekte Rede ist. Die Statistik belegt auch, dass der Konjunktiv in dieser Verwendung am meisten auftritt.
Im Deutschen verfűgt der Sprecher űber zwei Grundformen zur Wiedergabe fremder (oder frűherer eigener) Rede. Es ergeben sich also zwei Situationen: wenn die Rede in genau der Form wiedergegeben werden soll, in der sie ursprűnglich formuliert worden ist, wird die direkte Rede (mit Redeeinleitung) gebraucht. Wenn die Rede formal deutlich als fremde (oder frűhere eigene) Rede gekennzeichnet und nicht unbedingt wőrtlich wiedergegeben werden soll, wird die indirekte Rede verwendet.
Wie ich schon einmal erwähnt habe, stehen der Konjunktiv, die redeeinleitenden Verben und die Nebensatzform als formale Kennzeichnen der indirekten Rede. Die verbreiteste Deutung besagt, dass keines von diesen Mitteln obligatorisch sei. Dies zeigt doch freilich an, dass zumindest eines davon gewőhnlich vorhanden ist, um die indirekte Rede als solche zu kennzeichnen. Darűber hinaus soll darauf bemerkt werden, ob es beim Gebrauch von Personal- und Possessivpronomina, sowie bestimmter Adverbien in der indirekten Rede auβerdem zu einer Pronominal- und Adverbialverschiebung kommt. (Helbig / Buscha, 1992:174).
Wie es schon eindeutig ist, kann eine Äuβerung (ein Gedanke, eine Überlegung usw.) mittelbar wiedergegeben werden, also vom Sprecher berichtet. Wir sprechen hier von einer Modusumwandlung der indirekten Rede. Der Konjunktiv kann an Stelle des Indikativs in der indirekten Rede gewählt werden, er ist aber nicht obligatorisch.
In der Duden Grammatik (1973:165) wird als Grundregel angesetzt: "Der Normalmodus der indirekten Rede ist der Konjunktiv. Er kann immer gewählt werden und ist darum niemals falsch."
Hinsichtlich ist es häufig die Meinung vertreten worden, dass die Unterscheidung nach den Zeitstufen sich als grundlegend fűr die Verwendung des Konjunktivs in der indirekten Rede erweist. Aus diesem Gesichtspunkt sind bei der indirekten Rede drei Zeitstufen zu unterscheiden und zwar: Gegenwart (Gleichzeitigkeit), Vergangenheit (Vorzeitigkeit) und Zukunft (Nachzeitigkeit). So unterscheiden Helbig und Buscha (1998:175) zwischen relativen und absoluten Zeiten. Wir folgen dieser Einteilung, um die konjunktivischen Entsprechungen zu den indikativischen Formen der direkten Rede in der indirekten Rede deutlich zu machen.
Es stellt sich heraus, dass die oben erwähnten Zeitstufen im Konjunktiv durch weitere Tempusformen als im Indikativ ausgedrűckt werden. Demzufolge wird die Gegenwart im Indikativ gewőhnlich durch das Präsens wiedergegeben, fűr die Wiedergabe der Vergangenheit dienen Präteritum und Perfekt und zum Ausdruck der Zukunft stehen Futur I oder Präsens zur Verfűgung.
Bei der Verwendung des K I ist die folgende Tempusverteilung zu berűcksichtigen:
a) Zur Wiedergabe der Gegenwart stehen K I und K II, sowie die Umschreibung mit wűrde + Infinitiv I zur Verfűgung. (entsprechend Ind. Präs.)
Sie hat mir gesagt:"Ich decke den Tisch."
(33a) Sie hat mir gesagt, sie decke den Tisch.
(33b) Sie hat mir gesagt, sie deckte den Tisch.
(33c) Sie hat mir gesagt, sie wűrde den Tisch decken.
Er hat mir erzählt: " Den Sommer fahre ich ans Meer."
(34a) Er hat mir erzählt, er fahre den Sommer ans Meer.
(34b) Er hat mir erzählt, er fűhre den Sommer ans Meer.
(34c) Er hat mir erzählt, er wűrde den Sommer ans Meer fahren.
b) Zum Ausdruck der Vergangenheit dienen K I und K II Perfekt (Perfekt und Plusquamperfekt):
Die Mutter hat mir gesagt: "Ich habe den Kuchen schon gemacht."
(35a) Die Mutter hat mir gesagt, sie habe den Kuchen schon gemacht.
(35b) Die Mutter hat mir gesagt, sie hätte den Kuchen schon gemacht.
(36) Der Junge hat seinen Eltern gesagt: "Ich bin in den Park spazieren gegangen."
(36a) Der Junge hat seinen Eltern gesagt, er sei in den Park spazieren gegangen.
(36b) Der Junge hat seinen Eltern gesagt, er wäre spazieren gegangen.
(37) Sie sagte zu mir: "Mein Bruder war nie da."
(37a) Sie sagte zu mir, ihr Bruder sei nie da gewesen.
(37b) Sie sagte zu mir, ihr Bruder wäre nie da gewesen.
c) Zur Wiedergabe der Zukunft werden Konj. Fut. I und wűrde + Infinitiv I verwendet. Daneben stehen K I und K II zur Verfűgung:
Sie hat uns gesagt: "Ich werde eine Party bald organisieren."
(38a) Sie hat uns gesagt, sie werde eine Party bald organisieren.
(38b) Sie hat uns gesagt, sie wűrde eine Party bald organisieren.
(38c) Sie hat uns gesagt, sie organisiere eine Party bald.
(38d) Sie hat uns gesagt, sie organisierte eine Party bald.
Die Beispielen von (33) bis (38) zeigen freilich an, dass die Tempusumwandlung der indirekten Rede sich nach folgenden Regeln vollzieht:
Direkte Rede Zeitstufe Indirekte Rede
- Indikativ- - Konjuktiv-
Präs. ← Gegenwart→ K I / II Präs., wűrde + Inf.
Prät. ← Vergangenheit→ KI / II Perf.
Perf. ← Vergangenheit→ KI / II Perf.
Plusq. ← Vergangenheit→ KI / II Perf.
Fut. I, Präs. ← Zukunft→ Fut. I, wűrde + Inf. I, Präs., Prät.
Zusammendfassend lässt sich feststellen, dass der K I meistens Signal fűr die Mitteilung der Absicht eines Anderen ist. Er ist formales Kennzeichen fűr die indirekte Rede, besonders nach verba dicendi et sentiendi und nach Substantiven, die ihnen entsprechen, wie z.B.:
(39a) Er behauptete, dass er in Bukarest gewesen sei.
(39b) Er behauptete, er sei in Bukarest gewesen.
(40a) Er stellte die Behauptung auf, dass er in Bukarest gewesen sei.
(40b) Er stellte die Behauptung auf, er sei in Bukarest gewesen.
Die indirekte Rede kann in Form der eingeleiteten Nebensätzen (mit Endstellung des finiten Verbs) oder der uneingeleiteten Nebensätzen (mit Zweistellung des finiten Verbs) stehen.
Bei der Umwandlung der direkten in die indirekte Rede werden häufig eine Reihe von Änderungen erfordert. Es ist dabei die Rede von Personenbezeichnungen, Raum- und Zeitangaben. Diese Änderungen sind gemäβ dem Blickwinkel des Sprechers.
Redeeinleitende Verben
Gewőhnlich ist die indirekte Rede von einem űbergeordneten Verb bzw. einer verbalen Verbindung des Sagens abhängig. Entsprechend der Absicht des Sprechers kann es ein Verb des Sagens im engeren Sinne oder ein Verb des Fragens bzw. des Aufforderns sein:
(41) Er hat gesagt / erzählt / erklärt / betont / behauptet / berichtet / ..., dass er ledig sei / wäre.
(42) Er hat gefragt / die Frage gestellt / wissen wollen / um Auskunft gebeten, ob er rauchen dűrfe.
(43) Er hat befohlen / verlangt / gewűnscht / angeordnet, dass sie zu Hause bleibe.
Die Redeeinleitungen sind nicht auf die Verben des Sagens beschränkt. Laut Marinescu (2006:139) handelt es sich um die indirekte Rede "auch nach Verben des Denkens und Fűhlens und anderen Ausdrűcken fűr redebegleitendes Tun. Entsvheidend ist nicht, ob im aktualen Satz ein Verb des Sagens vorkommt, sondern ob ein solches zu ergänzen ist". Das wird mit Hilfe von Beispielen erläutert:
(44) Er hat gehofft / geglaubt / gewusst / sich vorgestellt / geahnt / ... (und gesagt), dass er unschuldig sei.
Die Rede, die unmittelbar von einem Verb abhängig ist, unterscheidet sich von der sogenannten berichteten Rede, bei der mehrere indirekte Äuβerungen aufeinanderfolgen, ohne dass das redeeinleitende Verb wiederholt wird. Auf Grund des fehlenden Hauptsatz kommen diese Nebensätze nicht in Form von eingeleiteten Nebensätzen, sondern als uneingeleitete Nebensätze mit Zweitstellung des finiten Verbs vor. Hier ist der Konjunktiv obligatorisch, da sonst die Sätze als selbstständige Hauptsätze und die Rede als unvermittelte Äuβerung des Sprechers verstanden wűrde. Dazu verweise ich auf Marinescu (2006:140):
(45) "Der Mann", erzählte mein Freund, "sei in der Schweiz geboren und habe in Genf Jura studiert. Er habe da fűnf Jahre gearbeitet und sei dann in die USA ausgewandert. Er sei noch ledig aber hane in New York eine Frau kennen gelernt und wolle sie heiraten. Sie sei Ärztin von Beruf und verdiene ganz gut. Sie werde im Krankenhaus sehr geliebt und das habe ihn am meisten beeindruckt..."
Nebensatzform der indirekten Rede
Die indirekte Rede kann in Form von eingeleiteten Nebensätzen - mit Endstellung des finiten Verbs - oder von uneingeleiteten Nebensätzen - mit Zweitstellung des finiten Verbs - stehen. Kennzeichnend dafűr sind die satzarten, die in der indirekten Rede auftreten.
Der indirekte Aussagesatz weist zwei Erscheinungsmőglichkeiten auf, sowohl eingeleiteten Nebensatz als auch uneingeleiteten Nebensatz. Als Einleitungswort steht die Konjunktion dass:
(46a) Der Angeklagte behauptet, er habe von keinem Verbot gewusst.
(46b) Der Angeklagte behauptet, dass er von keinem Verbot gewusst habe.
Der indirekte Fragesatz ist nur als eingeleiteter Nebensatz mőglich. Einleitungswőrter sind in diesem Falle Interrogativpronomina undAdverbien (bei der indirekten Ergänzungsfrage) oder die Konjunktion ob (bei der indirekten Entscheidungsfrage). Marinescu (2006:141) stellt fest das Folgende: "In beiden Fällen erfolgt Nebensatzstellung (Endstellung) des Finitums":
Entscheidungsfrage
Otto fragt Karina: " Kommst du nit ins Theater?"
→ Otto fragt Karina, ob sie mit ins Theater komme.
Ergänzungsfrage
Otto fragt Karina: " Von wem hast du die Glűckwunschkarte bekommen?"
→ Otto fragt Karina, von wem sie die Glűckwunschkarte bekommen habe.
Die Frau fragte seine Bekannten: "Wann fängt das Theaterstűck an?"
→ Die Frau fragte seine Bekannten, wann das Theaterstűck anfange.
Der indirekte Aufforderungssatz
Ein Imperativ (z. B. : "Hol!", "Geh!"), der in direkter Rede geäuβert wird, kann als solcher zur Umwandlung in die indirekte Rede weder beibehalten noch konjunktivisch umgesetzt werden. In diesem Falle sind Umschreibungen notwendig, " zu denen in erster Linie die Modalverben sollen und mőgen herangezogen werden, dann aber auch das Gefűge aus haben / sein + Infinitiv" (laut Marinescu: ibidem).
Der indirekte Aufforderungssatz ist sowohl als eingeleiteter als uneingeleiteter Nebensatz mőglich. Ebenfalls dient die Konjunktion dass als Einleitungswort.
Was die Wahl der Modalverben sollen und mőgen und des haben / sein- Gefűges angeht, so folgt sie der Strenge der imperativischen Äuβerungen: Handelt es sich um eine freundliche Bitte, wird mőgen gebraucht, ist es die Rede von einem Befehl oder einer barschen Aufforderung, muss man sollen oder das Gefűge aus haben / sein + Infinitiv verwenden:
Bitte
(50) Der Personalchef bittet den Bewerber: " Erzählen Sie bitte mal etwas űber Ihre Ausbildung."
→ Der Personalchef bittet den Bewerber, er mőge ihm (bitte) etwas űber seine Ausbildung zu erzählen.
Aufforderung
(51) Der Postbeamte forderte mich auf: " Gedulden Sie noch ein paar Minuten.
→ Der Postbeamte forderte mich auf, ich mőchte / sollte mich noch ein paar Minuten dedulden.
Befehl
Der Chef sagte der Sekretärin: " Tippe diesen Brief heute noch ab!"
→ Der Chef sagte der Sekretärin, sie soll(t)e diesen Brief noch am gleichen Tag ab.
→ Der Chef sagte der Sekretärin, sie hätte diesen Brief noch am gleichen Tag abzutippen.
→ Der Chef sagte der Sekretärin, dieser Brief sei noch am gleichen Tag von ihr abzutippen.
Auch diejenige Bitten, Aufforderungen und Befehle, die nicht in der imperativische Form geäuβert werden, műssen in der indirekten Rede mit Hilfe der obigen genannten Modalverben bzw. des Gefűges aus haben / sein + Infinitiv transformiert werden:
(53) Die Mutter befiehlt dem Kind: " Du iβt die Suppe!"
→ Die Mutter befiehlt dem Kind, es solle die Suppe essen.
(54) Der Postbeamte forderte mich auf: "Wollen / Wűrden Sie sich bitte noch etwas gedulden!"
→ Der Postbeamte forderte mich auf, ich mőge / mőchte mich noch etwas gedulden.
C. Im Nebensatz
Der K I wird in verschiedener Nebensatzarten ebenfalls verwendet.
1) In Wunschsätzen ist der K I (Präs.) sehr selten und wie Elke Hentschel (1990:113) feststellt, kommt er praktisch lediglich in festen Wendungen vor:
(56) Dass dich doch der Teufel hole/holte/geholt hätte!
2) Der K I kommt noch im Finalsatz vor, der meistens durch damit, auf dass, seltener durch dass eingeleitet wird:
(57) Die Kinder dűrfen noch ein wenig aufbleiben, auf dass ihnen der Erwachsenengespräch zum Vorteil gereiche.
3) Hypothetischer Komparativsatz
Im Komparativsatz wird der K I ohne erkennbare Bedeutungsunterschiede neben dem K II und der wűrde- Form bei Wiedergabe der Gegenwart verwendet. Im Komparativsatz steht aber meistens der K II. Der Forschung gemäβ steht der K I in ungefähr 1/3 der Komparativsätzen. Diese Sätze werden von als ob/ wenn, wie wenn, als eingeleitet:
(58) Er spricht Deutsch, als ob er ein Deutscher sei/ wäre.
(59) Er spricht Deutsch, als sei/ wäre er ein Deutscher.
Ebenfalls stellt Engel fest, dass der K I die Funktion hat, die Irrealität des Sachverhaltes zu wiedergeben. Diese Verwendung tritt ausschließlich in den irrealen Vergleichsätzen auf, die durch als bzw. als ob und gelegentlich durch wie wenn eingeleitet werden. In Bezug auf die gewählte Zeitstufe verhält sich der sogenannte Konjunktiv des irrealen Vergleichs genauso wie der Konjunktiv der indirekten Rede. Dazu verweise ich auf Hentschel (1990:112):
(60) Er benimmt sich, als ob er allein sei/wäre.
(61) Sie tat so, als ob das ganz einfach gewesen sei/wäre.
(62) Er tat so, als ob man sich nie wiedersehen werde/wűrde.
4) Neben dem irrealen K II kommt auch der K I vor allem in Konzessivsätzen vor:
- mit interrogativischem und imperativischem Charakter auch der K I vor:
(62) Sei es morgen Sonntag, ich kann jetzt nicht länger auf der Party bleiben.
(63) Sei es morgen warm, ich nehme meinen Regenschirm mit.
- mit der modalen Bedeutung der Irrelevanz:
(64) Was das Haus auch koste, ich kaufe es.
3.1.2. Gebrauch des K II
Sowie wir schon gesehen haben, hat der K II zwei Zeitformen, und zwar eine Gegenwarts - (K II Prät.) und eine Vergangenheitsform (K II Plusq.).
Der K II dient als Signal dafűr, dass der Sprecher bzw. der Schreiber seine Aussage als eine gedankliche Konstruktion verstehen wissen will, als eine Aussage űber nur Vorgestelltes, űber nur mőglicherweise Existierendes und nicht űber Wirkliches, tatsächlich Existierendes.
Der K II wird als Modus der Potentialität und Irrealität aufgefasst. Er wird auch der Konjunktiv der Nichtwirklichkeit genannt. Genauso wie der K I, kennt der K II besondere Kontexte, in denen er vorkommt. Er kann wie der K I im Hauptsatz, in der indirekten Rede und auch im Nebensatz (Adverbialsatz) stehen.
A. Im Hauptsatz
Im Hauptsatz liegt der K II im irrealen Aussage- und Fragesatz vor:
(65) Das wäre schőn!
(66) Dein Plan wäre beinahe schiefgegangen.
(67) Wäre das nicht schőn?
Häufig kommen in solchen Sätzen Modalwőrter und Modalpartikeln vor, wie z.B.: beinahe, fast, vielleicht, wahrscheinlich, sicher.
Der K II ist auch Signal fűr eine gewisse Zurűckhaltung. Im Hauptsatz steht der K II auch zum Ausdruck einer hőflichen Bitte, die in einer Frage formuliert ist:
(68) Ich hätte Sie gern gesprochen.
(69) Kőnntest du mir das Buch geben?
(70) Ich wűrde sagen, Sie haben Recht.
(71) Wären Sie so freundlich, mir zu helfen?
(72) Dűrfte / kőnnte ich Ihr Feuerzeug haben? (Umgangssprache)
Der K II kann zur Feststellung eines Ergebnisses verwendet werden:
(73) Das hätten wir geschafft!
(74) Das hätte geklappt!
(75) Das wäre getan!
Der K II dient zum Ausdruck der Vermutung:
(76) Das kőnnte/ sollte/ műsste/ dűrfte wahr sein!
(77) So kämen wir schneller ans Ziel!
Der K II wir in einer zőgend-űberlegenden Frage:
(78) Wäre das mőglich?
(79) Sollte er das getan haben?
(80) Hätte ich im Lotto gewonnen?
Ein Sonderfall ist der Gebrauch des K II in Modalverbskonstruktionen (sollen, műssen):
(81) Du hättest mir sagen sollen.
Ein anderer Sonderfall der Verwendung des K II ist im irrealen Wunschsatz. Solche Wunschsätze sind aus eliptischen Konditionalgefűgen entstanden, bei denen ein Satz weggelassen wurde. Oft steht im Hauptsatz die Partikeln nur, doch,noch oder bloβ:
(82) Wäre es nur / bloβ schon hier!
(83) Käme er doch bald!
(84) Wäre ich noch glűcklich!
Diese Sätze nehmen eine Mitteilung zwischen Haupt- und Nebensätzen ein und sie kőnnen auch eingeleitet sein:
(85) Wenn es nicht so Weh täte!
(86) Wenn er doch bald käme!
(87) Er hat sie nicht erwartet. Er wűnscht sich: wenn ich sie doch erwartet hätte!
B. In der indirekten Rede
Im Prinzip wird im Bereich der indirekten Rede der K I wesentlich gebraucht, aber auch der K II dient als "Indikator fűr Textwiedergabe" (Ulrich Engel, 1988:423). Engel hält diese Erscheinung in der indirekten Rede fűr eine wichtige Nebenbedeutung des K II. Er stellt das Folgende fest: "Diese Bedeutung kommt bei beiden Konjunktiven vor. Aber sie stehen auch hier nicht in uneingeschränkter Konkurrenz zueinander. Vielmehr handelt es sich um bedingte Varianten: der Konjunktiv II meist dann als Wiedergabe- Indikator, wenn die entsprechende Konjunktiv-I-Form nicht eindeutig ist (weil sie von der Präsensform nicht zu unterscheiden ist)" (ibidem). Es ergibt sich daraus, dass die mit dem Indikativ űbereinfallenden Formen des K I unweigerlich durch die entsprechenden Formen des K II ersetzt werden, z. B. sie sehen durch sie sähen, sie hőren durch sie hőrten, usw.:
(88a) Sie hat mir gesagt: "Meine Eltern kommen nach Hause."
(88b) Sie hat mir gesagt, ihre Eltern kommen nach Hause.
(89) "Der sei gefahren wie ein betrunkener Scherenschleifer, und die Bäume an der Straβe kőnnten von Glűck sagen, daβ (sic!) sie noch ständen." (Wiechert)
→ Elle (la voiture) allait comme un rémouleur en goguette, et les arbres du bord de la route pouvaient dire qu'ils avaient de la chance d'être encore debout.
Auf jeden Fall handelt es sich um keine Zeitenfolge: man kann den K I auch dann verwenden, wenn das Verb des Hauptsatzes in einer Vergangenheitsform steht:
(90) "Man sagte mir, daβ (sic!) du ein Träumer seist." (Schiller)
Fűr den Gebrauch der Konjunktivformen kőnnen folgende allgemeine Hinweise gegeben werden:
In der literarischen Sprache, nämlich belletristische und wissenschaftliche Prosa, Sprache der Presse, werden jeweils K I (Präsens), K II Perfekt (Konj. Perf.) und Konj. Fut. I bevorzugt, in der Umgangssprache tauchen oftmals K II (Präteritum) bzw. K II Perfekt (Plusquamperfekt) und wűrde + Infinitiv I auf.
In der literarischen Sprache werden K II (Präteritum), K II Perfekt (Plusquamperfekt) und wűrde + Infinitiv häufiger dann gebraucht, wenn die Formen des Konjunktivs I Präsens und Perfekt oder Futur I mit den indikativischen Formen zusammenfallen.
C. Im Nebensatz:
Irrealer Konditionalsatz
Die Verwendung des Konjunktivs II in dieser Nebensatzart stellt laut Marinescu (2006:146) die zweite Hauptgebrauchsvariante dieses Modus dar. Der Gebrauch des Konjunktivs II im Konditionalsatz ist obligatorisch, wobei er das einzige Mittel ist, um die Irrealität zu bezeichnen.
Laut Helbig und Buscha (1992:180) "kommt dem Konjunktiv im Konditionalsatz eine spezifische Funktion zu." Im Vergleich zum Indikativ, der zum Ausdruck potentieller (oder realer- oft in der Fachliteratur) Bedingungen dient, drűckt der Konjunktiv hypothetische und irreale Bedingungen. Man soll erklären, dass man durch "Bedingung" jeweils bedingendes Geschehen im Nebensatz und bedingtes Geschehens im Hauptsatz versteht.
Folgende Situationen kommen vor:
Zur Wiedergabe der Gegenwart / Zukunft dienen K II (Präteritum) und wűrde + Infinitiv:
(91a) Wenn er Geld hat, kauft sich ein neues Auto. (potentiell - Indikativ)
(91b) Wenn er Geld hätte, kaufte sie sich ein neues Auto. (irreal)
(91c) Wenn er Geld hätte, wűrde sie sich ein neues Haus kaufen. (irreal)
Fűr die Vergangenheit wird K II Perfekt (Plusquamperfekt) gebraucht; daneben taucht gelegentlich auch wűrde + Infinitiv II auf:
(92a) Wenn sie Geld gehabt hätte, hätte sie eine Weltreise gemacht.
(92b) Wenn sie gehabt hätte, wűrde sie eine Weltreise gemacht.
Die konjunktivischen Tempusformen unterscheiden sich von denen im Indikativ wie folgt:
Zeitstufen |
Indikativ (potentiell) |
Konjunktiv (irreal) |
Gegenwart |
Präsens |
Konjunktiv II oder wűrde + Infinitiv I |
Zukunft |
Präsens, Futur |
|
Vergangenheit |
Präteritum, Perfekt |
Konjunktiv II Perfekt oder wűrde + Infinitiv II |
Anmerkungen
Die Grundbedeutung des Gebrauchs eines irrealen Konditionalsatzes ist, dass der Sprecher einer Gegenposition zur Realitätserfahrung bezieht. In der Vergangenheit ist die immer mit einer unerfűllbare Bedingung identisch. In der Zukunft kann es sich abhängig vom Inhalt der Aussage sowohl um die Unerfűllbarkeit als auch um die Erfűllbarkeit einer Bedingung handeln:
Wenn du Zeit gehabt hättest, wären wir ins Park spazieren gegangen. (Unerfűllbarkeit)
Wenn ihr frei wäret, kőnnten wir nächste Woche einen Ausflug zusammen machen. (erfűllbar)
Wenn ich diesen Monat Urlaub hätte, wäre ich sehr froh. (unerfűllbar)
Der irreale Konditionalsatz kommt nicht immer in explizierter Form als Nebensatz, der einem Hauptsatz untergeordnet ist. Relativ häufig werden die Bedingungen in anderer Form ausgedrűckt. Solche Konstruktionen, die auf einen expliziten Konditionalsatz zurűckgefűhrt werden kőnnen, sind:
v Infinitiv- und Partizipialkonstruktionen
Es wäre schőn, sie zu besuchen.
→ Es wäre schőn, wenn ich sie besuchen wűrde / kőnnte.
Nach ihren Lebensbedingungen gefragt, kőnnte ich nichts darűber sagen.
→ Wenn Sie mich nach ihrer Lebensbedingungen fragen, kőnnte ich nichts darűber sagen.
v Präpositionale Gruppen- mit, bei, ohne, an:
Mit / Bei sofortiger Behandlung kőnnte der Verletzte űberleben.
→ Wenn der Verletzte sofort behandelt wűrde, kőnnte er űberleben.
Ohne etwas Glűck, hätte sie keinen Stipendium erhalten.
→ Wenn sie kein Glűck gehabt hätte, hätte sie keinen Stipendium erhalten.
(100) An seiner Stelle wűrde ich auf das Angebot verzichten.
→ Wenn ich an seiner Stelle wäre, wűrde ich auf das Angebot verzichten.
v Satzverbindungen mit aber und andere antonymische indikativische Aussagen im Kontext:
Ich hätte ihnen freiwillig geholfen, aber ich war damals im Ausland.
→ Ich hätte ihnen geholfen, wenn ich damals nicht im Ausland wäre.
Warum hast du sie um Rat gebeten? Sie hätte dir bestimmt geholfen.
→ Wenn du sie um Rat gebeten hättest, hätte sie dir bestimmt geholfen.
Ich habe ihn nicht die unerwartete Nachricht erzählt, sonst wäre er besorgt gewesen.
→ Hätte ich ihn die unerwartete Nachricht, wäre er besorgt gewesen.
Im Fall des Konjunktivs der hőflichen Äuβerung ist die Zuruckfűhrung auf einen Konditionalsatz nur nicht mőglich, da der Konjunktiv hier formelhaft ist. Laut Marinescu (2006:149) steht der Konjunktiv in diesen Sätzen nicht mehr in einem deutlichen Gegensatz zu entsprechenden Sätzen im Indikativ. Sie stellt weiter fest, dass die Modi in solchen Kontexten vielmehr austauschbar sind, ohne dass man einen wichtiger Bedeutungsunterschied erkennt:
Es wäre jetzt nur noch eine Situation zu analysieren (, wenn Sie Zeit dafűr hätten).
Es ist jetzt nur noch eine Situation zu analysieren.
Das Auto da kőnnte ihm gefallen.
Das Auto da gefällt ihm.
Kőnnten Sie mir sagen (, wenn Sie so freundlich wären), wo ich das Rathaus finde?
Irrealer Konzessiv- und Konditionalsatz
Diese Nebensaztarten bilden einen weiteren satztypischen Konjunktivgebrauch. Allerdings wird der Konjunktiv nur in bestimmten Konzessiv- und Konsekutivsätzen verwendet.
a. Irrealer Konzessivsatz
Bei den Konzessivsätzen im eigentlichen Sinne, deren Einleitungskonjunktionen obwohl, obgleich, trotzdem usw. sind, ist der Konjunktiv in irrealer Bedeutung nicht mőglich. Nur bei den Konzessivsätzen, die formal mit Konditionalsätzen űbereinfallen und sich von diesen nur durch die verschiebbaren obligatorischen Partikeln auch -oder sogar, selbst- unterscheiden, dient der Konjunktiv zum Ausdruck des Irrealis. In dieser Verwendungsweise des K II sind die gleichen Regeln wie fűr den irrealen Konditionalsatz gűltig. Wir verweisen dazu auf Marinescu (2006:150):
Gegenwart / Zukunft: K II oder wűrde+Infinitiv I
(109) Auch wenn du kein Geld hättest, wűrde ich dich lieben.
Vergangenheit: K II Perfekt und beschränkt wűrde + Infiniv II
Auch wenn du ein Geld gehabt hättest, hätte ich dich geliebt / wűrde ich dich geliebt haben.
b. Irrealer Konsekutivsatz
Wie im irrealen Konditionalsatz wird gewőhnlich der Konjunktiv auch in den irrealen Konsekutivsätzen (Folgesätzen bei Hueber) mit der Konjunktion als dass und dem Korrelat zu im Hauptsazt (vgl. Helbig/Buscha, 1992:183, Marinescu: 2006:151). Das ist darauf zurűckzufűhren, dass zu ein Hinweis dafűr ist, dass etwas űber die Grenze des Mőglichen oder Erträglichen hinausgeht, so dass die im als-Satz genannte Folge nicht eintreten kann. Man vervendet in Konzessivsätzen den K II:
Sie hat so viel freie Zeit, dass sie das ganze Jahr verreisen kőnnte.
Im Gegensatz zum Konditionalsatz kommen die Konjunktivformen jedoch nur im Nebensatz vor. Gelegentlich erscheint auch der Indikativ mit irrealer Bedeutung. Wie Marinescu (2006:151) erklärt, ist dieser Modusgebrauch mőglich, da die Konjunktion und das Korrelat schon auf das Irrealis hinweisen. Wenn wir den Konjunktiv und den Indikativ nebeneinander setzen, dann bemerken wir, dass K II Präsens dem Indikativ Präsens fűr die Gegenwart entspricht. Im Bereich der Vergangenheit, entspricht der K II Perfekt (Plusquamperfekt) dem Indikativ Präteritum (Perfekt).
a) Gegenwart
(112a) Das Getränk ist so stark, dass man es nicht trinken kann.
(112b) Das Getränk ist zu stark, als dass man es trinken kőnnte.
b) Vergangenheit
(113a) Das Getränk war so stark, dass man es nicht trinken konnte.
(113b) Das Getränk war zu stark, als dass man es hätte trinken kőnnen.
Es ist doch zu beachten das gelegentliche Vorkommen des Konjunktivs in den negativen Konsekutivsätzen (ohne dass als einleitende Konjunktion). Auch hier stellt der Konjunktiv ein zusätzliches formales Merkmal dar, mit dem die Bedeutung des negativen Konsekutivsatzes unterstrichen wird (Helbig / Buscha, 1992:184, Marinescu, 2006:151). Es stellt sich heraus, dass der Konjunktiv hier neben dem Indikativ vorkommt. Das wird mit Hilfe von Beispielen erläutert:
Gegenwart→ Indikativ Präsens - K II Präsens
Er hilft jedem freiwillig, ohne dass man ihn besonders darum bitten muss / műsste.
Vergangenheit→ Indikativ Präteritum / Perfekt - K II Perfekt (Plusquamperfekt)
Ich habe mich tűchtig gefroren, ohne dass ich mich erkältet habe / hätte.
Hypothetischer Komparativsatz
In diesen Sätzen ist der Konjunktiv ein fakultatives Mittel, neben dem der Indikativ erscheinen kann (Ausnahme: der Satztyp mit der einleitenden Konjunktion als ). Gewőhnlich wird der K II mit einleitendem als ob / als wenn oder mit als und Erststellung des Verbs eingeleitet. Er dient:
zum Ausdruck der Gegenwart (= Gleichzeitigkeit):
Der Mann spricht, als ob er kein Zuhause hätte.
zur Wiedergabe der Vergangenheit (= Vorzeitigkeit):
Die Frau sieht sich so aus, als wäre sie krank.
Weitere Erscheinungen des Konjunktivs ergeben sich im Relativsatz (118) und im Exzeptivsatz (119a, 119b, 119c):
(118) Das Buch, das auch im Laden zu kaufen wäre, kostet hier nur zwei Euro.
(119a) Er besteht die Prűfung nicht, es geschähe denn ein Wunder!
(119b) Er besteht die Prűfung nicht, wenn nicht ein Wunder geschieht.
(119c) Er besteht die Prűfung, es sei denn, dass ein Wunder geschieht / geschähe.
3.1.3. Übersicht zum Gebrauch der beiden Konjunktive
K I und K II sind bisher getrennt behandelt werden, indem ich ihre spezifischen semantischen Leistungen und syntaktischen Kontexten herausgestellt habe. Die beiden Konjunktive werden in traditionnellen Grammatiken meist zusammen behandelt, damit so ihre gemeinsamen Funktionen deutlich erfassen werdenn kőnnen; diese Problematik ist umschritten, doch auch die neuesten Grammatiken verfahren groβenteils so bei der Beschreibung dieses Modus. Ulrich Engel (1988:425) stellt in seiner Untersuchung die Behauptung auf, dass "auch in grammatischen Darstellungen eher die Unterschiede hervorgehoben werden sollten. Deshalb sind Konjunktiv I und Konjunktiv II hier getrennt behandelt worden, und die Beibehaltung der gemeinsamen Benennung ist nichts als eine Konzession an verbreitete Gewohnheit."
Einen Überblick zum Gebrauch der beiden Konjunktive gibt die folgende Tabelle (Engel, 1988:426), in der die beiden Konjunktive nach Bedeutungen geordnet und einander gegenűbergestellt werden:
Bedeutung |
Konj. I |
Konj. II |
wűrde-Umschr. mőglich? |
Konj. I und Konj. II austauschbar? |
Textwiedergabe | ||||
irrealer Vergleich |
+ | |||
adhortativ | ||||
Wunsch | ||||
konzessiv | ||||
hypothetisch | ||||
Hőflichkeit |
Auβerdem ist es weiter nach Engel zu beurteilen, dass der K I bei adhortativem Gebrauch durch das Modalitätsverbgefűge sein + zu + Infinitiv ersetzbar ist. Bei konzessiver Verwendung ist der K I durch ein mőgen - Gefűge ersetzbar. Der hypothetische K II ist in vielen Fällen durch eine nicht - konjunktivische Form austauschbar.
Wie bereits erwähnt, treten die deutschen konjunktivischen Formen in spezifischen Kontexten auf. Im Folgenden werde ich auch den franzősischen Konjunktiv näher untersuchen, sodass ich im nächsten Kapitel eine kontrastive Untersuchung schaffen kann.
3.2. Im Franzősischen
Im Hinsicht auf seine Bedeutung dient der Konjunktiv zum Ausdrűck des Mőgliches, des Irreelen oder der Potentialität im Unterschied zum Indikativ, der mit der Idee der Wircklichkeit verbunden ist. Unter dem syntaktischen Aspekt kennt der franzősische Konjunktiv bestimmte Verwendungsfälle und zwar wesentlich im Objektsatz, im Adverbial- und Relativsatz und selten im Einfachsatz. Im Gegensatz zum Indikativ erscheint der Konjunktiv als ein Modus der Abhängigheit (Riegel et al., 1994:321), d.h. er kommt im Nebensatz űberwiegend vor. Es gibt doch Fälle, in denen der Konjunktiv im Hauptsatz auftritt. Ich werde all diese Erscheinungen systematisch behandeln, aber zuerst muss ich noch einmal eindeutig machen, dass, obwohl der Konjunktiv tatsächlich vier Formen ausweist, im alltäglichen Franzősisch eigentlich nur den Konjunktiv Präsens und Perfekt gebraucht werden. Die weitere zwei Formen (Konj. Präteritum und Plusquamperfekt) sind vor allem in der gehobenen Sprache zu finden.
Im Einfach- oder Hauptsatz
In dem modernen Franzősisch tritt der Konjunktiv hauptsächlich im Einfachsatz vor, damit eine Aufforderung, ein Verbot, eine Ermahnung gemeint ist. Normalerweise wird der Konjunktiv durch que eingefűhrt, der am Anfang des Satzes steht und, der erlaubt, dass dieses Modus zum Indikativ gegenűberstellt wird. Que ist dabei nőtig, den Zusammenfall des Präsens der beiden Modi zu unterstreichen (Qu'elle chante vs. Elle chante). Mit der Bedeutung von Aufforderung tritt der Konjunktiv an die Stelle des Imperativs besonders in der 3. Pers. Sing. / Plur. ein, denn der Imperativ besitzt keiner von diesen Personen:
(120) Qu'ils viennent!
Die 1. Person wird selten in einem Aufforderungssatz verwendet:
(121) « Au moins que je ne lui parle pas, se disait Julien fort ému lui-même. » (Stendhal).
Im Wunschsatz
In dieser Art von Sätzen kommt meistens der Konjunktiv Präsens vor:
(122) Que le ciel vous protège !
(123) Qu'il soit maudit!
Es kommt vor, dass einige bestimmte Wendungen (diesmal ohne que) diese Bedeutung von Wunsch mit Hilfe vom Konjunktiv aufweisen:
(124) Vive le roi! Vive la République! Vive la France!
Viele von diesen Wendungen gehőren der religiősen Rede:
(125) Dieu vous garde!
(126) Dieu vous bénisse!
(127) Plaise au ciel que...
(128) Fasse au ciel que...
Der Konjunktiv kann weiter eine Vermutung ausdrűcken. Charakteristisch dafűr ist die Verwendung der Form des Verbs "être" (sein) im Konjunktiv, die immer oft in der didaktischen Rede gebraucht wird, wie z.B. in mathematischen Formeln, die eine Demonstration einfűhren:
(129) Soit un triangle équilatéral ABC.
Laut Riegel et al. (1994:323) wird die in Betracht gezogene Vemutung im Ausrufesatz mit Empőrung vom Sprecher verworfen. Die folgenden Beispiele spiegeln diese Aufstellung wieder:
(130) « - Moi, que je fasse une chose pareille! Moi, Seigneur, que je fuie! » (Racine)
Polemische Behauptung
In der gehobenen Sprache weist der Verb "savoir" (wissen) in einer verneinte Form auf eine polemische Haltung hin:
(131) Je ne sache pas qu'il ait présenté une thèse brillante.
Es ist weitgehend zu beurteilen, dass in all diesen Gebrauchen im Einfachsatz der Konjunktiv die Deutung des Vorgangs hervorhebt, das unsachlich gemeint ist. Meistens ist der Vorgang in der Zukunft zu verwirklichen. Auβer den Aufforderungssätzen kommt der Konjunktiv in festen Redewendungen und bestimmten Typen von Äuβerungen vor.
Im Nebensatz
Das klassische Gebrauch des Konjunktivs ergibt sich doch im Nebensatz, wenn der Konjunktiv von einem bestimmten Element abhängt, das sich im Hauptsatz befindet und das in Anbetracht der Nebensatzart variiert.
A. Im Objektsatz und Subjektsatz
In diesem Satztyp setzt sich der Konjunktiv als obligatorisch oder fakultativ (Konjunktiv vs. Indikativ) durch und er tritt in bestimmten Situationen vor:
als obligatorischer Modus:
1. Der Konjunktiv steht nach Verben des Wunsches, Verlagens, Wollens und Verbietens im Nebensatz, der durch que eingeleitet wird:
(132) Je veux que tu ailles à l'école.
→ Ich will, dass du in die Schule gehst.
Verben, die zu dieser Gruppe gehőren, sind u.a.:
aimer mieux que lieber mőgen
aimer que mőgen
attendre que (er)warten
avoir envie que gern wollen, Lust haben
demander que verlangen
désirer que wűnschen
exiger que fordern
interdire que verbieten
ordonner que befehlen
permettre que erlauben, gestatten
préférer que vorziehen
souhaiter que wűnschen
vouloir que wollen
2. Der Konjunktiv steht zugleich in dem durch que eingeleiteten Nebensatz nach Verben des Vorschlagens, Zustimmens, Ablehnens und Verhinders:
(133) Il propose qu'ils fassent une excursion.
→Er schlägt vor, dass sie einen Ausflug machen.
Folglich erscheint der Konjunktiv nach folgenden Verben (zu beachten ist, dass es im Folgenden doch kein exhaustives Verzeichnis aufgezählt wird):
accepter que akzeptieren
approuver que billigen
désapprouver que missbilligen
empêcher que verhindern
éviter que vermeiden
proposer que vorschlagen
recommander que empfehlen
refuser que ablehnen
souffrir que ertragen
supporter que ertragen
tolérer que ertragen, dulden
vouloir bien que einverstanden sein
3. Eine weitere Erscheinung des Konjunktivs ist nach Verben und Ausdrűcken des subjektiven Empfindens und der wertenden Stellungnahme im Nebensatz zu bemerken, der durch que angeschlossen wird. Der que-Satz ist in diesem Fall nur mőglich, wenn der einleitende Satz und der que-Satz verschiedene Subjekte haben:
Je regrette que mon chef ne puisse pas venir.
→ Ich bedauere, dass mein Chef nicht kommen kann.
Zu dieser Gruppe gehőrenden Verben sind u.a.:
admirer que bewundern
adorer que furchtbar gerne mőgen
aimer que (es) gern machen
apprécier que (es) zu schätzen wissen
avoir honte que sich schämen
avoir peur que Angst haben
(ne pas) comprendre que (nicht) verstehen kőnnen
craindre que fűrchten
critiquer que kritisieren
déplorer que bedauern, beklagen
détester que verabscheuen
regretter que bedauern
s'étonner que sich wundern, staunen
s'indigner que sich entrűsten
se réjouir que sich freuen
Zu beachten ist, dass nach espérer que (hoffen) der Indikativ steht und nach se plaindre que (sich beklagen) der Konjunktiv oder der Indikativ stehen kőnnen.
(135) J'espère que tu es satisfait de mon travail.
→ Ich hoffe, dass du mit meiner Arbeit zufrieden bist.
(136) Il se plaint qu'il n'a/ n'ait rien à faire.
→ Er beklagt, dass er nicht zu tun hat.
4. Auch nach Ausdrűcken mit être oder trouver + Adjektiv, die das subjektive Empfinden oder die wertende Stellungnahme zum Ausdruck bringen, steht ebenfalls der Konjunktiv im Nebensatz, der durch que eingeleitet wird, z.B.:
(137) Il est important que vous fassiez vos devoirs.
→ Es ist wichtig, dass ihr eure Hausaufgaben macht.
Unter Ausdrűcken, die zu dieser Gruppe gehőren, kőnnen wir erwähnen:
être content que zufrieden sein
être deçu que enttäuscht sein
être désolé que untrőstlich sein
être étonné que verwundert sein
être heureux que glűcklich sein
être satisfait que zufrieden sein
être surpris que űberrascht sein
être triste que traurig sein
trouver bizarre que komysch finden
trouver bon que gut finden
trouver curieux que seltsam finden
trouver important que wichtig finden
trouver mauvais que schlecht finden
5. Ebenfalls steht der Konjunktiv nach unpersőnlichen Verben und unpersőhnlichen Ausdrűcken:
(138) Il est bon que tu viennes.
→ Es ist gut, dass du kommst.
Dazu gehőren u.a.:
il est bizarre que es ist seltsam
il est bon que es ist gut
il est important que es ist wichtig
il est mauvais que es ist schlecht
il est nécessaire que es ist notwendig
il est normal que es ist normal
il est temps que es ist Zeit
il est utile que es ist nűtzlich
il convient que es ist angebracht
il faut que es ist nőtig/ man muss
il importe que es ist wichtig
il suffit que es genűgt
il vaut mieux que es ist besser
cela m'amuse que es aműsiert mich
cela me gêne que es stőrt mich
cela m'inquiète que es beunruhigt mich
cela me plaît que es gefällt mir
cela me surprend que es űberrascht mir
6. In der Regel steht der Konjunktiv noch nach verneinten Ausdrűcken und Verben des Meinens und Denkens, die im Nebensatz mit que angeschlossen sind:
(139) Je ne crois pas qu'ils sachent faire de la voile.
→Ich glaube nicht, dass sie segeln kőnnen.
Weiter nennen wir einige von Ausdrűcken und Verben, die zu dieser Gruppe gehőren, und zwar:
ne pas croire que nicht glauben
ne pas espérer que nicht glauben
ne pas estimer que nicht meinen
ne pas s'imaginer que sich nicht vorstellen
ne pas penser que nicht denken
ne pas se rappeler que sich nicht erinnern
ne pas trouver que nicht finden
7. Eine Verwendungsweise des Konjunktivs ergibt sich in der Regel nach Ausdrűcken und Verben des Bezweifelns, die im Nebensatz mit que angeschlossen sind:
(140) Personne ne doute que le chômage soit un grand problème.
→ Niemand bezweifelt, dass die Arbeitslosigkeit ein groβes Problem ist.
Zu dieser Gruppe gehőren u.a.:
douter que bezweifeln
contester que bestreiten
nier que verneinen
8. Der Konjunktiv taucht nach Ausdrűcken und Verben des Sagens und Erklärens auf, die verneint und im Nebensatz mit que angeschlossen sind:
(114) Il ne dit pas qu'elle sache nager.
→ Er sagt nicht, dass sie schwimmen kann.
B. Im Relativsatz wird der Konjunktiv gebraucht, wenn etwas als wűnschenswert oder hypothetisch empfunden wird. Handelt es sich hingegen um ein tatsächliches Geschehen, dann steht der Indikativ:
(115) Paul cherche une voiture qui soit bon marché. (Wunsch)
(116) Paul a une voiture qui est bon marché. (Tatsache)
Der Konjunktiv ist also bei jenem Typ von Relativsätzen zu verwenden, der einen Wunsch bzw. das mőgliche Nichtvorhandensein implizieren:
(117) J'aimerais avoir une voiture qui n'ait pas besoin d'essence.
→ Ich hätte gern ein Auto, das kein Benzin braucht.
Alle Grammatiken legen Wert darauf hin, wenn der Hauptsazt einen Superlativ oder einem entsprechenden Ausdrűck (Riegel et al., 1994:327) enthält, dann in der Regel ebenfalls der Konjunktiv verwendet wird, da die meisten Superlative keine sachlichen Angaben sind, sondern eine subjektive Bewertung darstellen, wie deutlich in folgenden Beispielen zu sehen ist:
(118) C'est le plus beau tableau qu'il ait peint.
→ Das ist das schőnste Bild, das er gemalt hat.
(119) Il est le seul dans la classe qu'il ne sache pas encore lire.
→ Er ist der einzige in der Klasse, der noch nicht lesen kann.
Riegel et al. (1994:327) stellen die Behauptung auf, dass auch der Indikativ (nicht so angemessen wie der Konjunktiv) in diesem Fall zu treffen ist, aber nur selten, wenn die Vermutung eines Vorhandens gemeint ist:
(120) C'est la plus grande chambre que je puisse vous proposer.
→Dieses Zimmer ist das Grősstest, dass ich Ihnen vorschlagen kann.
(121) C'est la seule (dernière) chambre qui est libre.
→ Dieses Zimmer ist das Einziges (Letztes), das frei ist.
als fakultatives Mittel:
C. Im Adverbialsatz wird die Moduswahl nicht vőllig bestimmt: Der Konjunktiv bzw. der Indikativ setzten sich unter Berűcksichtigung von der Bedeutung des Nebensatzes oder der unterordnenden Konjunktionen durch.
Im Temporalsatz steht normalerweise der Indikativ. Der Konjunktiv wird nur dann verwendet, wenn der Temporalsatz durch bestimmte Konjunktionen eingeleitet wird, und zwar: avant que (bevor), jusqu'à ce que (solange bis), en attendant que (in Erwartung, dass). Diese Konjunktionen fűhren Nebensätze ein, die ein nachzeitiges Zeitverhältnis im Zusammenhang mit der im Hauptsatz verläufenden Handlung ausdrűckt. Der unterordnende Vorgang ist als mőglich interpretierbar.
(122) Il part avant que le soleil se lève.
→ Er geht weg, bevor die Sonne aufgeht.
(123) En attendant qu'il lui écrive un jour, elle épargnait de l'argent.
→ In Erwartung, dass er eines Tages schreiben wűrde, sparte sie Geld.
Zu beachten ist, dass nach der temporalen Konjunktion après que einen Nebensatz kommt, in dem der Indikativ steht, wobei es sich um eine erfűllte Handlung handelt.
(124) Il partira après que le soleil se sera levé.
→ Er wird weg gehen, nachdem die Sonne aufgegangen ist.
Im Finalsatz steht natűrlich der Konjunktiv, da in diesem Typ von Nebensatz eine Absicht ausgedrűckt wird:
(125) Orphée chante pour que / afin que le soleil paraisse.
→ Orpheus singt, damit die Sonne aufgeht.
Es ist offensichtlich, dass der Nebensatz durch unterordenden Konjunktionen (pour que, afin que, de façon que (damit) eingeleitet wird.
Wie Riegel et al. unterstreichen, wird in den Konsekutivsätzen der Indikativ gebraucht, insofern der Konsekutivsatz die Aktualisierung des Vorganges erlaubt:
(126) Il a tant regardé la télévision qu'il ne voit plus rien.
→ Er hat so viel Fern gesehen, dass er nichts Anderes mehr sieht.
Inzwischen ist es zu berűcksichtigen (Riegel et al., 1994:326), dass der Hauptsatz in negativer oder fragender Form, die die Aktualisierung des unterordenden Vorgangs verhindert, den Konjunktiv auslőst. Das wird mit Hilfe von Beispielen erläutert:
(127) Il n'a pas travaillé au point que cela l'ait épuisé.
→ Er hat gearbeitet, sodass das ihn nicht erschőpft.
Das gilt fűr die Nebensätze auch, die durch pour que eingefűhrt sind und die den Vorgang als mőglich betrachten:
(128) Il est trop compétent pour qu'on puisse le remplacer.
→ Er ist zu kompetent, dass wir ihn auswechseln.
Der Konjunktiv erscheint weiter im Konzessivsätzen, in denen quoique, bien que (= obschon, obgleich, obwohl), malgré que (trotzdem) als einleitende Konjunktionen gelten und die das Geschehen als eine mőgliche, aber wirkungslose Ursache erachten:
(129) Bien qu'il ne sache pas encore écrire, il se débrouille assez bien.
→ Obwohl / obgleich er noch nicht schreiben kann, kommt er seht gut klar.
Ebenfalls steht der Konjunktiv nach sans que (ohne dass):
(130) Pierre a acheté des cigarettes sans que son père le sache.
→ Peter hat Zigaretten gekauft, ohne dass sein Vater es weiss.
Affinität zum Konjunktiv weisen auch die folgenden Konjunktionen auf:
de peur que...ne/ de crainte que.ne damit nicht, aus Angst vor
(131) De peur que le voleur vienne, ils ont fermé la porte.
→ Aus Angst, dass der Räuber kommen kőnnte, haben sie die Tűr abgeschlossen.
pourvu que vorausgesetzt, dass
supposé que angenommen, dass
en admettant que wenn man davon ausgeht
wenn man eingesteht
(132) En admettant que ce ne soit pas lui qui l'a fait, alors c'est qui le coupable ?
→Wenn man davon ausgeht, dass er nicht der gemacht hat, wer ist dann der Schuldige?
Im Konditionalsatz gibt es eine Schwankung zwischen dem Indikativ und dem Konjunktiv. Normalerweise verwendet man den Indikativ und in diesem Fall muss man zur Tempuswahl beachten (die Regel des Si- Konditionals):
(133) Si j'avais de l'argent, j'achèterai une villa en Suisse.
→Wenn ich Geld hätte, wűrde ich eine Villa in der Schweiz kaufen.
Hingegen dazu benűtzt man nach si den Konjunktiv Plusquamperfekt in einer literarischen Verwendung. Das geht auf die lateinische Sprache zurűck. Wie Riegel et al. (1994:326) festlegen, wird der Konjunktiv dem Indikativ entgegengesetzt nicht durch seine modale Bedeutung, sondern er markiert hier ein gehobenes Register:
(134) Si Annie Hall fût revenue, Alvy eût été heureux.
Inzwischen ist es zu beurteilen, dass die traditionelle Grammatik diese Form des Konjunktivs nicht als echten Konjunktiv betrachtet.
In dieser Art von Säzen steht der Konjunktiv nach Konjunktionen wie à moins que (es sei denn...), pourvu que (vorausgesetzt, dass...), pour peu que (wenn...nur, dann):
(135) Pour peu qu'il sache, il se prendra pour un génie.
→Wenn er nur wenig wűsste, dann hielte er sich fűr ein Genie.
Ebenfalls wird der Konjunktiv dann gebraucht, wenn es um einem Satz geht, der mit einem durch que eingeleitenden Satz verbunden ist:
(136) S'il passe le bacalauréat et qu'il obtienne une bonne note, Mark sera admis à une bonne université.
→Wenn er das Abitur machen und er eine gute Note bekommen wűrde, wűrde Mark zu einer gute Universität zugelassen.
Zusammendfassend lässt es sich feststellen, dass der franzősischen Konjunktiv grundsätzlich nach Verben, Konjunktionen und Redewendungen des Bedauerns, Hoffens, Verlagens, Fűrchtens, der Missbilligung und des Zweifelns steht. Weiter wird er verwendet, wenn der Hauptsatz deutlich macht, dass im untergeordneten Satz eine Nichtwirklichkeit dargestellt wird.
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