Mecanism
Knieverletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Sport, wie Moore und Frank ([137], S. 123) mit zahlreichen Untersuchungen und Verletzungsstatistiken belegen. Das Verletzungsrisiko für das Knie ist in den 10210n139k verschiedenen Sportarten unterschiedlich. Die o.g. Autoren stellen heraus, dass Fußball und Ski fahren zu den für das Kniegelenk gefährlichsten Sportarten zählen. Unter Berücksichtigung epidemiologischer Studien scheinen hormonelle (Östrogenkonzentration) und anatomische Faktoren (erhöhter Q-Winkel, verringerte Weite der Fossa intercondylaris) weitere Prädispositionen darzustellen. Kreuzbandrupturen wurden bei Frauen 2,4 - 9,5-mal häufiger als bei Männern beobachtet [208].
Moore und Frank [137] betonen darüber hinaus, dass prinzipiell zwar alle Strukturen im Bereich des Kniegelenkes von Sportverletzungen betroffen sein können, besonders häufig aber Bandverletzungen vorkommen, deren Folgen insbesondere für Athleten oft nachhaltig sind.
Bandverletzungen werden durch interne und/ oder externe massive Krafteinwirkungen verursacht, wobei die Belastbarkeit (Rissfestigkeit) überschritten wird. Bei einer Krafteinwirkung mit Entfernung der Insertionsenden des Ligamentes kommt es zunächst zu einer Zunahme der Spannung auf diese Struktur. Eine derartige Spannungszunahme erfährt das vordere Kreuzband beispielsweise, wenn das Knie zunehmend gebeugt wird. Wegen des Roll-Gleit-Mechanismus kommt es zu einer relativen tibialen anterioren Translation, wodurch sich der Abstand zwischen der tibialen und femoralen Insertion des vorderen Kreuzbandes vergrößert. Überschreitet
Einleitung
diese Spannungszunahme ein bestimmtes Maß, ist eine partielle oder totale Ruptur des Bandes die Folge.
Die Verletzungsmechanismen sind dabei vielfältig. Einer der häufigsten Unfallmechanismen ist eine Kombination aus Flexion, Abduktion und Außenrotation, wie man es beispielsweise beim Ski fahren in Verbindung mit einem Rückwärtssturz und Verkanten des Skis findet. Die Folge hiervon ist häufig eine Kombinationsverletzung im Sinne eines "Unhappy triad". Neben dem vorderen Kreuzband sind dann auch das mediale Seitenband und kapsuläre Strukturen sowie der mediale Meniskus verletzt.
Isolierte Kreuzbandrupturen werden beschrieben, wenn eine Kraft von hinten auf den Unterschenkel wirkt, so dass die Tibia gegen den Femur nach vorn verschoben wird. Eine solche Situation findet man z.B. im Sport, wenn ein Spieler einem anderen von hinten in die Beine tritt. Ein ähnlicher Mechanismus wird wirksam, wenn eine massive Überstreckung im Kniegelenk provoziert wird, wie dies beispielsweise bei Landung auf den Skienden nach einem Sprung der Fall ist. Isolierte Rupturen sind auch bei Innenrotation der Tibia beschrieben, was z.B. durch Überkreuzen der Ski vorkommen kann.
Weitere Verletzungsmechanismen werden vor allem in den Spielsportarten geschildert, wozu plötzliche Abstopp- oder Drehbewegungen bei leicht flektiertem Knie- und Hüftgelenk gehören. Der mittlere Flexionswinkel zum Zeitpunkt der Kreuzbandruptur wird in einer Veröffentlichung von Zantop und Petersen [208] mit 22 Grad angegeben. "In dieser Position (...) bewirkt eine Kontraktion des M. quadriceps femoris hohe Spannungen im vorderen Kreuzband und die ischiocruralen Muskeln haben einen ungünstigen Hebelarm, um das vordere Kreuzband zu schützen. Exzentrische Quadricepsspannungen können bei leichter Beugung Kräfte bis zu 5000 N im vorderen Kreuzband erzeugen" (Zantop und Petersen [208], S. 19), was die Reißfestigkeit des nativen Kreuzbandes (1700 - 2100 N [32, 164]) deutlich überschreitet.
Moore KW, Frank CB (1997): Akute Knieverletzungen. 123-137. In: Renström PAFH [Hrsg.], Dt. Übers. und Bearb. Rost K, Rost R: Sportverletzungen und Überlastungsschäden: Prävention, Therapie, Rehabilitation. Eine Veröffentlichung der Medizinischen Kommission des IOC in Zusammenarbeit mit der FIMS. Enzyklopädie der Sportmedizin, Bd. 4, Deutscher Ärzte- Verlag, Köln.
Rupp S, Hopf T, Gleitz M, Hess T (1994): Biomechanische Grundlagen der Nachbehandlung der Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes. Unfallchirurgie
Burger C, Prokop A, Andermahr J, Jubel A, Rehm KE (2000): 100 Jahre Kreuzbandchirurgie: Die Beantwortung der wichtigsten Fragen in der Literatur der 90er Jahre. Akt Traumatol 30: 73-87. |
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