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Otto von Bismarck

Germana


Vortrag

Otto von Bismarck



Name : Sirghia Dragos Gabriel

Schuele :Liceul Teoretic “Vasile   Alecsandri” Iasi

Klasse 12 D

Gliederung

Kurze Gesichte

Kindheit

Ausbildung

Lebenslauf

Politische Anfaenge

Beziehung und zum Koenig und Grundsaetze

Deutscher Krieg

Reichkanzler

AuBenpolitik

10.Bismarckesches Buendissystem

11.Krise des Buendissystem

12.Innenpolitik

13.’’Der Lotse geht von Bord’’

14.Letze Jahre

15.Personenkult um den Reichagruender

16.Historiographie

17.Quelle

1.Kurze Gesichte

Otto von Bismarck

Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck-Schönhausen, seit 1890 Herzog zu Lauenburg) (* 1. April 1815 in Schönhausen; † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Hamburg) war ein deutscher Staatsmann. Er machte sich zunächst als Vertreter der Interessen der Junker im Kreis der preußischen Konservativen einen Namen und wurde während der Reaktionsära Diplomat. Im Jahr 1862 wurde er zum preußischen Ministerpräsidenten berufen. Im preußischen Verfassungskonflikt kämpfte er für das Primat der Monarchie gegen die Liberalen. Als Außenminister setzte er im Deutsch-Dänischen Krieg und im Deutschen Krieg zwischen 1864 und 1866 die preußische Dominanz in Deutschland durch. Durch den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war Bismarck als treibende Kraft an der Lösung der Deutschen Frage im kleindeutschen Sinn und der Gründung des Deutschen Kaiserreichs beteiligt. Dessen Politik bestimmte er als Reichskanzler bis zu seiner Entlassung 1890 entscheidend mit. Außenpolitisch setzte er auf einen Interessenausgleich der Mächte und baute ein breites Bündnissystem auf. Innenpolitisch zerfiel seine Amtszeit in zwei Phasen. Nach 1866 kam es zunächst zu einem Bündnis mit den gemäßigten Liberalen. In diese Zeit fielen zahlreiche innenpolitische Reformen aber auch der Kulturkampf mit den Katholiken. Seit den späten 1870er Jahren wandte er sich zunehmend von den Liberalen ab. In diese Zeit fällt der Übergang zur Schutzzollpolitik und zu staatsinterventionistischen Maßnahmen. Dazu zählte insbesondere auch die Einrichtung der Sozialversicherung. Innenpolitisch geprägt waren die 1880er Jahre nicht zuletzt vom repressiven Sozialistengesetz. Meinungsunterschiede mit dem neuen Kaiser Wilhelm II.

führten 1890 zur Entlassung Bismarcks. In den folgenden Jahren spielte er als Kritiker seiner Nachfolger noch immer eine gewisse politische Rolle. Insbesondere mit seinen Memoiren „Gedanken und Erinnerungen“ prägte er sein Bild selbst

2.Kindheit

Herkunft und Jugend

Bismarck im Alter von elf Jahren

Otto von Bismarck entstammte dem Adelsgeschlecht von Bismarck und wurde am 1. April 1815 in Schönhausen bei Stendal an der Elbe (heute Sachsen-Anhalt) als zweiter Sohn des Rittmeisters Karl Wilhelm Ferdinand von Bismarck (1771-1845) und dessen Ehefrau Luise Wilhelmine, geb. Mencken, (1790-1839) geboren. Während die väterliche Familie ein in der Altmark alteingesessenes Junkergeschlecht war, hatte die bürgerliche Familie Mencken, der die Mutter entstammte, in der Vergangenheit Gelehrte und hohe Beamte hervorgebracht.

Im Jahr 1816 übersiedelte die Familie, ohne Gut Schönhausen aufzugeben, nach Gut Kniephof im Landkreis Naugard (Nowogard) in Hinterpommern, wo Otto von Bismarck die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte.

Die unterschiedliche soziale Herkunft der Eltern hatte erhebliche Folgen für Bismarcks Sozialisation. Vom Vater erbte Bismarck den Stolz auf seine Herkunft, von der Mutter bekam er nicht nur seinen scharfen Verstand, den Sinn für rationales Handeln und sprachliche Sensibilität, sondern auch den Wunsch, seinem Herkunftskreis zu entkommen. Bismarck hatte es seiner Mutter zu verdanken, dass er eine für einen Landedelmann untypische Bildung genoss. Ihre Söhne sollten nicht nur Junker sein, sondern in den Staatsdienst eintreten. Allerdings führte die auf das Rationale abzielende Erziehung durch die Mutter dazu, dass sich Bismarck, wie er später schrieb, in seinem Elternhaus nie wirklich heimisch fühlte. Den Vater dagegen hat er geliebt.

Anstatt in einer Kadettenanstalt erzogen zu werden, kam er im Alter von sechs Jahren in ein Berliner Internat, die Plamannsche Lehranstalt (1822–1827), in das hohe Beamte ihre Söhne zu schicken pflegten und das von diesem Milieu geprägt war. Der Übergang vom kindlichen Spiel auf dem heimischen Hof hin zu der von Zwang und Disziplin geprägten Internatszeit fiel Bismarck außerordentlich schwer. In dieser Zeit prägte sich Bismarcks Unwillen Autoritäten anzuerkennen deutlich aus. Im Jahr 1827 wechselte Bismarck auf das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (1827–1830), und ab 1830 besuchte er bis zum Abitur das humanistische Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster (1830–1832). Religionsunterricht erhielt er dort von Friedrich Schleiermacher, der ihn auch als Sechzehnjährigen in der Berliner Dreifaltigkeitskirche konfirmiert hatte. Abgesehen vom Griechischen, das Bismarck bald als überflüssig ansah, zeigte er sich in der Schule als ausgesprochen sprachbegabt, wenn auch nicht immer fleißig.

Studium und Ausbildung

Otto von Bismarck 1836

Nach dem Abitur nahm Bismarck als Siebzehnjähriger am 10. Mai 1832 das Studium der Rechtswissenschaften auf (1832–1835), und zwar zunächst an der Universität Göttingen (1832–1833). Die politischen Nachwehen im Gefolge der Julirevolution lehnte Bismarck nachdrücklich ab. Es war daher auch kein Zufall, dass er sich nicht den damals oppositionellen Burschenschaften, sondern der schlagenden landsmannschaftlichen Studentenverbindung Corps Hannovera Göttingen anschloss. Er verbrachte nicht wenig Zeit auf dem Fechtboden und beteiligte sich am trinkfreudigen Leben der Verbindung. Er war zwar ernsthaft an Geschichte und Literatur interessiert, sein eigentliches Studium betrieb er allerdings sehr nachlässig. Der einzige akademische Lehrer, der ihn beeindruckt und wohl auch beeinflusst hatte, war der Historiker Arnold Hermann Ludwig Heeren, der in seinen Vorlesungen die Funktionsweise der internationalen Staatensystem skizzierte. Eine engere persönliche Beziehung baute er zu dem späteren amerikanischen Diplomaten John Lothrop Motley auf, der Zeit seines Lebens einer der wenigen persönlichen Freunde Bismarcks blieb.

Ab November 1833 setzte Bismarck sein Studium an der Universität in Berlin fort, wo er es 1835 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Anschließend war er zunächst Auskultator beim Berliner Stadtgericht. In dieser Zeit arbeitete Bismarck für seine bisherigen Verhältnisse hart. Auf eigenen Wunsch wechselte er vom Justiz- in den Verwaltungsdienst über. Die nötigen Prüfungen absolvierte Bismarck erfolgreich. Als Regierungsreferendar war er darauf hin bei Behörden in Aachen tätig.

Der bürokratische Alltag langweilte Bismarck rasch. In Aachen, das damals ein mondäner internationaler Kurort war, suchte er Abwechslung in Liebesaffären und im Glücksspiel. Dadurch blieb er monatelang seinen Dienstgeschäften fern. Später versuchte er in Potsdam seine Referendarszeit fortzusetzen, kehrte dem Staatsdienst aber nach einigen Monaten den Rücken zu. Er begründete diesen Schritt später damit, dass er kein bloßes Rädchen im Getriebe der Bürokratie sein wollte. „Ich will aber Musik machen, wie ich sie für gut erkenne, oder gar keine

Im Jahr 1838 leistete Bismarck als Einjährig-Freiwilliger seinen Militärdienst ab, zunächst beim Garde-Jäger-Bataillon. Im Herbst wechselte er zum Jäger-Bataillon Nr. 2 nach Greifswald (Pommern).

3.Lebenslauf

Gutsherr, Lebemann und Heirat

Johanna von Bismarck, 1857

Nach dem Tod seiner Mutter 1839, mit der er in einem gewissen Spannungsverhältnis gelebt hatte, bezog er das pommersche Gut Kniephof und wurde Landwirt. Gemeinsam mit seinem um fünf Jahre älteren Bruder Bernhard bewirtschaftete er die väterlichen Güter Kniephof, Külz und Jarchlin im hinterpommerschen Kreis Naugard. Nachdem Bernhard von Bismarck 1841 zum Landrat gewählt worden war, kam es zu einer vorläufigen Teilung: Bernhard von Bismarck bewirtschaftete Jarchlin und Otto von Bismarck Külz und Kniephof. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1845 übernahm Otto von Bismarck die Bewirtschaftung des Bismarckschen Besitzes Schönhausen bei Stendal (Elbe).

In kurzer Zeit nach dem Beginn seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit erwarb Bismarck gute Kenntnisse in der rationalen landwirtschaftlichen Betriebsführung. Es gelang in den etwa zehn Jahren, in denen er als Verwalter des elterlichen Besitzes lebte, nicht nur die Güter zu sanieren, sondern auch die eigenen in den zurückliegenden Jahren aufgehäuften Schulden zurückzuzahlen.

Einerseits war er zufrieden sein eigener Herr zu sein, andererseits füllte ihn diese Beschäftigung nicht wirklich aus. Er beschäftigte sich intensiv aber unsystematisch mit Philosophie, Kunst, Religion und Literatur, ohne dass ihn dies nachhaltig geprägt hätte. Im Jahr 1842 unternahm er eine Studienreise nach Frankreich, England und in die Schweiz. Den Versuch, 1844 wieder in den Staatsdienst zurückzukehren, brach Bismarck erneut wegen seiner antibürokratischen Haltung ab.

Die Unzufriedenheit mit seinem Dasein versuchte Bismarck mit Zechgelagen, zahlreichen Jagden und einem intensiven gesellschaftlichen Leben zu überdecken. Dies brachte ihm den Ruf des „tollen Bismarck“ ein.

Sein Lebensstil änderte sich, als er mit dem pietistischen Freundeskreis, der sich um Adolf von Thadden-Trieglaff gebildet hatte, in Kontakt kam. Seit dieser Zeit spielte der Glaube an einen persönlichen Gott für Bismarck eine zentrale Rolle. Angezogen wurde er in dem Kreis vor allem von Marie von Thadden. Durch diese kam er auch in Kontakt mit seiner späteren Ehefrau Johanna von Puttkamer (1824–1894). Im Jahr 1847 heiratete er diese in Reinfeld (Landkreis Rummelsburg i. Pom.). Dieser Ehe entstammen seine Kinder Marie (1848–1926), Herbert (1849–1904) und Wilhelm (1852–1901).

Seine Ehefrau ordnete ihre Bedürfnisse denen von Bismarck unter, gleichzeitig gab sie ihm, was er bei seiner Mutter vermisst hatte, eine feste emotionale Bindung. Die Briefe, die beide austauschten, gehören zu den Höhepunkten der Briefliteratur des 19. Jahrhunderts.

4.Politische Anfaenge

Konservativer Agitator

Bismarck und König Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1848 (Zeichnung von Hermann Lüders)

Bismarcks politischem Wirken begann auf der Kommunalebene. In seiner Zeit auf Gut Kniephof war er Deputierter des Kreises Naugard und unterstützte in einigen Fällen seinen Bruder bei dessen Tätigkeit als Landrat. Über seinen pietistischen Freundeskreis kam Bismarck dann etwa 1843/44 in Kontakt zu führenden konservativen Politikern, insbesondere zu den Gebrüdern Gerlach (Ernst Ludwig und Leopold). Nicht zuletzt um diese Verbindung auszubauen, hatte Bismarck den Kniepshof 1845 verpachtet und war nach Schönhausen umgezogen. Dieser Ort lag näher an Magdeburg, dem damaligen Dienstsitz von Ludwig von Gerlach. Sein erstes öffentliches Amt erhielt er 1846 durch die Ernennung zum Deichhauptmann in Jerichow.

Sein Hauptanliegen in dieser Zeit war es, die Vormachtstellung des landbesitzenden Adels in Preußen zu bewahren. Den absolutistisch-bürokratischen Staat lehnten die Konservativen ab und träumten von einer Wiedereinführung der Mitregierung der Stände insbesondere des Adels.[8] Zusammen mit den Brüdern Gerlach trat er etwa für die Bewahrung der Patrimonialgerichtsbarkeit ein. Als Nachrücker wurde Bismarck als Vertreter der Ritterschaft der Provinz Sachsen 1847 Mitglied des Vereinigten Landtag. In diesem von der gemäßigten liberalen Opposition dominierten Gremium fiel Bismarck bereits in seiner ersten Plenarrede als strikt konservativer Politiker auf, als er bestritt, dass es bei den Befreiungskriegen auch um die Durchsetzung liberaler Reformen gegangen wäre. In der „Judenfrage“ sprach er sich klar gegen die politische Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung aus. Diese und ähnliche Positionen führten bei den Liberalen zu empörten Reaktionen. Bismarck fand in dieser Zeit in der politischen Betätigung ein seinen Neigungen entgegenkommendes Betätigungsfeld. „Die Sache ergreift mich viel mehr als ich dachte.“ Die Leidenschaft des politischen Kampfes ließ ihn kaum essen und schlafen. Am Ende der Versammlung hatte sich Bismarck in den konservativen Kreisen einen Namen gemacht, und auch der König war auf ihn aufmerksam geworden. Auch wenn er eindeutig konservative Positionen vertrat, war Bismarck bereits in dieser Zeit auch Pragmatiker und bereit, vom politischen Gegner zu lernen. Dies traf etwa auf den Plan zu, eine konservative Zeitung als Gegengewicht zu der liberalen Deutsche Zeitung zu gründen.

Bismarck lehnte die Märzrevolution entschieden ab. Als ihn die Nachricht über den Erfolg der Bewegung in Berlin erreicht hatte, bewaffnete er in Schönhausen die Bauern und schlug vor, mit diesen nach Berlin zu ziehen. Der in Potsdam kommandierende General Karl von Prittwitz lehnte dieses Angebot jedoch ab. Danach versuchte Bismarck, Prinzessin Augusta, die Gattin des späteren Königs Wilhelm I., von der Notwendigkeit einer Gegenrevolution zu überzeugen. Diese lehnte das Ansinnen als intrigant und illoyal ab. Bismarcks Verhalten führte dazu, dass er sich die dauerhafte Ablehnung der späteren Königin zuzog. Nach der Anerkennung der Revolution durch Friedrich Wilhelm IV. waren Bismarcks gegenrevolutionären Pläne vorerst gescheitert.

In die preußische Nationalversammlung wurde Bismarck nicht gewählt. Dafür beteiligte er sich an der außerparlamentarischen Sammlung des konservativen Lagers. Im Sommer 1848 war Bismarck an der Gründung und inhaltlichen Ausgestaltung der „Neuen Preußischen Zeitung“ (wegen des Kreuzes auf dem Titelblatt auch „Kreuzzeitung“ genannt) beteiligt. Für das Blatt schrieb er zahlreiche Beiträge. Im August 1848 war Bismarck einer der maßgeblichen Initiatoren des sogenannten Junkerparlaments. Zu diesem kamen mehrere hundert adelige Gutsbesitzer zusammen, um gegen den Eingriff in ihr Eigentum zu protestieren.

Diese Aktivitäten führten dazu, dass ihn die konservative Kamarilla um den König immer mehr schätzte. Seine Hoffnung, nach der Gegenrevolution im November 1848 mit einem Ministerposten belohnt zu werden, erfüllten sich nicht, da er selbst in konservativen Kreisen als zu extrem galt. Als Randbemerkung auf eine entsprechende Vorschlagsliste schrieb der König. „Nur zu gebrauchen, wo das Bajonett schrankenlos waltet.“

Hinwendung zur Realpolitik

Bismarck war Schriftführer im Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments

Im Januar 1849 und auch im Juli 1849 wurde Bismarck in die zweite Kammer des preußischen Landtages gewählt. In dieser Zeit beschloss Bismarck, sich ganz der Politik zu widmen und zog mit seiner Familie nach Berlin. Er war damit einer der ersten Berufspolitiker in Preußen. Im Parlament trat er als Sprachrohr der Ultrakonservativen auf. So verteidigte er die Ablehnung des Kaisertitel durch Friedrich Wilhelm IV. weil er befürchtete, dass damit Preußen in Deutschland aufgehen würde. Die nationale Frage war für ihn gegenüber der Sicherung der preußischen Macht zweitrangig.

Die Unionspolitik von Joseph von Radowitz und dem König mit dem Ziel, die deutsche Einheit von oben umzusetzen, hielt Bismarck für unrealistisch. Im preußischen Parlament machte er aus seiner Kritik an den Plänen keinen Hehl. Seine Rede vom 6. September 1849 veränderten sein Bild bei den interessierten politischen Kreisen, er galt wegen seiner abwägenden und flexiblen Argumentation auch in den eigenen konservativen Reihen nicht mehr nur als Scharfmacher. Bismarck empfahl sich damit erstmals für eine Posten im hohen Staatsdienst oder in der Diplomatie.[15] Trotz seiner Kritik wurde Bismarck zum Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments gewählt und wurde in diesem Schriftführer.

In Erfurt entwickelte sich Bismarck trotz seiner grundsätzlichen Ablehnung des Parlamentarismus zu einem der besten Parlamentsredner der Zeit, dem auch der politische Gegner wegen seiner bilder- und pointenreichen Sprache Aufmerksamkeit schenkte.

Nach dem Scheitern der Unionspläne übernahm Bismarck die schwierige Aufgabe, im preußischen Parlament die Olmützer Punktation zu verteidigen. Er schaffte es dabei einerseits, konservative Standpunkte zu vertreten, andererseits sich zu einer ideologiefernen staatlichen Machtpolitik zu bekennen. „Die einzige gesunde Grundlage eines großen Staates, und dadurch unterscheidet er sich wesentlich von einem kleinen Staate, ist der staatliche Egoismus und nicht die Romantik, und es ist eines großen Staates nicht würdig, für eine Sache zu streiten, die nicht seinen eigenen Interessen angehört.“ Mit seiner Betonung des Staates, der Macht- und Interessenpolitik hat sich Bismarck vom traditionellen Konservatismus entfernt, der ja gerade aus der Gegnerschaft zum modernen, zentralen, bürokratischen und absolutistischen Staat entstanden war.

Diplomat

Bundestagsgesandter

Das Palais Thurn und Taxis in Frankfurt, Sitz des Bundestages

Obwohl Bismarck keine diplomatische Ausbildung besaß, wurde er am 18. August 1851 von Friedrich Wilhelm IV. auf Betreiben von Leopold von Gerlach zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt. Die Stellung in Frankfurt war nach Bismarcks Einschätzung zu dieser Zeit der wichtigste Posten der preußischen Diplomatie. Diese Ernennung wurde in der Öffentlichkeit als Symbol für den Sieg der sozialen und politischen Reaktion sowie als Kapitulation Preußens gegenüber Österreich gewertet. In Frankfurt handelte Bismarck jedoch sehr eigenständig. Er befand sich dabei zeitweise sogar im Gegensatz zur Berliner Regierungspolitik.

Auch als Preußen und Österreich nach dem Ende der Unionspolitik zusammenarbeiteten, wollte sich Bismarck der vom österreichischen Ministerpräsidenten Felix zu Schwarzenberg Preußen zugedachten Rolle als Juniorpartner nicht abfinden. Ihm und letztlich auch der Regierung in Berlin ging es darum, die Anerkennung Preußens als gleichberechtigte Macht durchzusetzen. Zu diesem Zweck suchte er ständig die Auseinandersetzung mit den österreichischen Gesandten, griff Wien scharf an und legte zeitweise sogar die Arbeit des Bundestages lahm, um die Grenzen der österreichischen Kompetenzen in Frankfurt zu demonstrieren. Bismarck spielte die Rolle dabei, Österreichs Wunsch, dem deutschen Zollverein beizutreten, zum Scheitern zu bringen. Die Entscheidung der preußischen Regierung von 1854 vor dem Hintergrund des Krimkrieges, das Schutz- und Trutzbündnis mit Österreich zu erneuern, stieß bei Bismarck auf Kritik. Als Österreich sich danach offen gegen Russland wandte gelang es Bismarck 1855, durch geschicktes Taktieren den Antrag Österreichs zur Mobilisierung der Bundestruppen gegen Russland abzuwenden. Dieser Erfolg ließ Bismarcks diplomatisches Ansehen steigen. Nach der Niederlage Russlands im Krimkrieg plädierte Bismarck in verschiedenen Denkschriften für eine Anlehnung an das Zarenreich und Frankreich, um so Österreich weiter zu schwächen. Besonders ausführlich legte er sein außenpolitische Konzept in der sogenannten „Prachtschrift“ von 1856 nieder. Seine Äußerungen führten zu einem heftigen Konflikt mit den Hochkonservativen um die Gebrüder Gerlach, die in Napoléon III. nur einen Vertreter des revolutionären Prinzips und einen „natürlichen Feind“ sahen. Bismarck antwortete, dass ihm die Legitimität der Staatsoberhäupter letztlich egal seien, für ihn standen nicht die konservativen Grundsätze, sondern die Staatsinteressen im diplomatischen Geschäft im Mittelpunkt. Im Lager der Konservativen galt er zunehmend als egoistischer Opportunist

5.Beziehung und zum Koenig Grundsaetze

Das Ernennungsgespräch legte die Grundlage für die ungewöhnliche Beziehung zwischen dem König und Bismarck in den folgenden Jahrzehnten. Indem sich der künftige Ministerpräsident als „kurbrandenburgische Vasall“ bezeichnete, der seinen Lehnsherr in Gefahr sieht und versichert alles in seiner Macht stehende dem König zur Verfügung zu stellen, gewann Bismarck das volle Vertrauen des Königs. Mit der unbedingten Erklärung die Ziele des Königs notfalls auch gegen die Parlamentsmehrheit durchzusetzen, hatte Bismarck, wie Lothar Gall argumentiert, sich eine Blankovollmacht verschafft, die seinen Handlungsspielraum über das übliche Maß eines leitenden Minister hinaus erweiterten. Zwar kam es in den nächsten Jahren immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten, grundsätzlich aber konnten diese das Vertrauen des Königs zu Bismarck nicht erschüttern.[29]

Bismarck blieb zwar ein Konservativer, hatte sich jedoch von der unbedingten Orientierung des Handelns an die konservative Ideologie längst gelöst. Ideale, Theorien und Prinzipien waren nebenrangig, das einzige, was für ihn zählte, waren die Interessen der Staaten. Er zielte daher auf die Machterweiterung Preußens ab. Die Bewahrung des preußischen Großmachtsanspruchs war nach seiner Ansicht nur möglich durch die Gewinnung einer hegemonialen Stellung Preußens in Europa zu Lasten Österreichs mit Duldung der übrigen europäischen Mächte. Nationalismus im landläufigen Sinn spielte für ihn dabei keine Rolle, sondern er verstand dies als außenpolitischen Realismus. Dabei setzte er darauf, dass außenpolitische Erfolge sich auch innenpolitisch positiv auswirken würden. Bismarck wollte die Monarchie und den Obrigkeitsstaat ebenso wie die Machtstellung des Militärs und des Adels erhalten. Erste Priorität hatte aber im Zweifelsfall die Macht des Staates. Eben dies ermöglichte ihm zeitweise das Bündnis mit der nationalen und liberalen Bewegung.

Verfassungskonflikt

Bismarck als Ministerpräsident

Am Anfang dominierte in weiten Teilen der politischen Öffentlichkeit bis hinein ins konservative Lage die Ablehnung Bismarcks, der noch immer als extremer Reaktionär galt. Er hatte es daher schwer geeignete Minister zu finden. Bismarck schrieb: „Wir sind froh, wenn wir acht Männer finden und halten.“[31] Das erste Kabinett Bismarcks bestand daher in der Mehrzahl aus eher zweitrangigen Persönlichkeiten. Unter ihnen waren Carl von Bodelschwingh, Heinrich Friedrich von Itzenplitz oder Gustav von Jagow. In seinen Erinnerungen urteilte er, dass einige Minister „nicht im Stande [waren] ihre Ministerien zu leiten,“ sie seien mit Ausnahme von Roon ohne Verständnis für die politische Gesamtlinie und einige außerdem „arbeitsscheu und vergnügungssüchtig.“

Vor diesem Hintergrund war Bismarck die alles entscheidende Persönlichkeit. Als Chef eines Konfliktministeriums berufen, dominierte zu Anfang klar der Konflikt mit den Liberalen. Bismarck versuchte anfangs, neben Drohungen mit der Opposition zu einem gewissen Ausgleich zu kommen. Dies scheiterte, weil er mit einigen seiner Äußerungen das Bild eines stockkonservativen Politikers erweckte. Berühmt geworden ist die Aussage: „Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht. (…) Nicht durch Reden und Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – sondern durch Eisen und Blut.

Eigentlich war die Rede als weitgehendes Bündnisangebot an die liberale und nationale Bewegung gedacht gewesen, in der Öffentlichkeit hat sie allerdings dazu beigetragen, dass Bismarck noch stärker als zuvor als Gewaltpolitiker galt.[35] In der Folge gab Bismarck seinen Schlingerkurs auf und bekämpfte die Liberalen nun mit aller Schärfe. Zu seinen zeitweiligen antiliberalen Plänen gehörte auch die Idee eines Bündnisses mit der sozialdemokratischen Bewegung. Mit Ferdinand Lassalle hat sich Bismarck 1863 mehrfach getroffen, ohne dass dies jedoch praktische Auswirkungen gehabt hätte. Das Parlament wurde vertagt. Damit regierte er im Herbst 1862 ohne ordnungsgemäßen Haushalt. Nach der Wiedereinberufung Anfang des folgenden Jahres rechtfertigte er sich mit der berühmt gewordenen Lückentheorie. Danach basierte das normale staatliche Handeln auf Kompromissen zwischen der Krone, dem Herrenhaus und dem Abgeordnetenhaus. Weigert sich eine der Seiten nachzugeben, käme es zu Konflikten, „… und Konflikte, da das Staatsleben nicht stillzustehen vermag, werden zu Machtfragen; wer die Macht in den Händen hat, geht dann in seinem Sinne vor, weil das Staatsleben auch nicht einen Augenblick stillstehen kann.

Dahinter stand Bismarcks Auslegung, dass der Fall eines unauflöslichen Dissens zwischen Monarch und Parlament in der Verfassung nicht geregelt sei. Demnach läge eine Lücke vor, die durch die Prärogative des Königs geschlossen werden müsse. Diese Auslegung der Rechtslage war nach Auffassung vieler Zeitgenossen schlicht ein Verfassungsbruch. Maximilian von Schwerin-Putzar meinte, dass dies bedeute „Macht geht vor Recht,“ bislang beruhte die Größe Preußens und die Anerkennung des Königshauses auf dem Grundsatz „Recht geht vor Macht. Justitia fundamentum regnorum! Das ist der Wahlspruch der preußischen Könige, und er wird es fort und fort bleiben.“

Trotz heftiger Proteste, öffentliche Kritik kam sogar vom Thronfolger, dem späteren Friedrich III., und der allgemeinen Erwartung eines Scheiterns der Regierung, überlebte Bismarck die Krise politisch. Gegen hohe liberale Beamte, auch und gerade gegen Abgeordnete aus deren Reihen, ging Bismarck mit repressiven Mitteln bis hin zu Entlassungen vor. Gleichzeitig wurde die Pressefreiheit in Missachtung der Verfassung praktisch abgeschafft.

An der verfahrenen politischen Situation änderte sich freilich nichts. Die Verfassungskrise blieb bis 1866 ungelöst und wurde zu einer Art Stellungskrieg. Bismarck versuchte die Opposition zu ermüden. Er regierte mit dem Staatsapparat und lange Zeit wurde das Parlament gar nicht erst einberufen. Aufgelöst wurde es erneut am 9. Mai 1866. Anfangs spielte Bismarck zwar selbst mit dem Gedanken eines Staatsstreichs durch Abschaffung von Wahlrecht und Verfassung, aber auf Dauer lehnte er solche von konservativer Seite erhobenen Forderungen ab, da dies für ihn keine langfristig stabile politische Option war.[38]

Bismarck versuchte mit außenpolitischen Erfolgen innenpolitisch Druck auf die Opposition zu machen. Anfangs ging dieses Kalkül nur sehr bedingt auf. Das erste Abkommen, die Alvenslebensche Konvention vom 8. Februar 1863 zur Unterstützung Russlands gegen den Aufstand in Polen stieß in Preußen selbst in konservativen Kreisen auf breite Ablehnung. Der Druck von Seiten Großbritanniens und Napoleon III. machten die Konvention wertlos.

Österreich sah Bismarck geschwächt und versuchte diese Situation zu nutzen, um eine Reform des Deutschen Bundes zu Gunsten der Habsburgermonarchie durchzusetzen. Nur mit Mühe gelang es Bismarck, Wilhelm I. die Teilnahme an dem geplanten Fürstentag in Frankfurt auszureden. Der Ministerpräsident legte daraufhin als Gegenschlag die preußische Vorstellungen einer Bundesreform vor. Diese zielten wie schon früher auf gleiche Rechte von Österreich und Preußen. Neu aber war die Forderung nach einer „aus direkter Beteiligung der ganzen Nation hervorgehenden Nationalvertretung.“ Dies war nicht mehr und nicht weniger als ein Bündnisangebot Preußens an die bürgerlich eng mit dem Liberalismus verbundene Nationalbewegung. Kurzfristig nützte ihm das nichts, konnte er doch angesichts des Verfassungskonflikts kein Partner der Liberalen sein. Die Opposition in Preußen konnte bei den Neuwahlen Ende Oktober 1863 ihre Position behaupten.

6. Deutscher Krieg

Nach dem deutsch-dänischen Krieg spielte Bismarck noch einige Zeit ernsthaft mit dem Gedanken einer preußisch-österreichischen Übereinkunft unter konservativen Vorzeichen. Als sich zeigte, dass die von Ludwig von Biegeleben bestimmte österreichische Deutschlandpolitik eine Erweiterung der preußischen Macht nicht zuließ, setzte Bismarck auf ein Bündnis mit der liberalen und nationalen Bewegung mit dem Ziel der Schaffung eines kleindeutschen Staates. Allerdings steuerte er keineswegs von Beginn an auf eine kriegerische Auseinandersetzung hin. Vielmehr hielt er sich zunächst mit dem Ziel der alleinigen Kontrolle über Schleswig und Holstein alle Optionen offen. In der Gasteiner Konvention kam es im August 1865 zur Teilung. Holstein wurde österreichisch und Schleswig preußisch verwaltet. Das Herzogtum Lauenburg kam an Preußen. Zum Dank erhielt Bismarck dafür den preußischen Grafentitel. Für ihn war damit die Auseinandersetzung mit Österreich allerdings nur aufgeschoben.

Schüsse auf Otto von Bismarck

Für die Entscheidung zum Krieg spielte für Bismarck auch die Hoffnung auf ein Ende des Verfassungskonflikts eine Rolle, zeichnete sich doch immer mehr eine Spaltung des oppositionellen Lagers ab. Die zentrale Weichenstellung hin zum Krieg fiel auf einer Kronratssitzung vom 28. Februar 1866. Bismarck gelang es den vor einem „Bruderkrieg“ zurückschreckenden König von der Kriegspolitik zu überzeugen und schaffte es in den folgenden Monaten, Wilhelm I. von der Änderung seiner Meinung abzuhalten.

Bismarck versuchte danach alles um Österreich zu isolieren und zu provozieren. Gleichzeitig verfügte er über diplomatische Rückzugsmöglichkeiten, sollte es zu starke Widerstände der Großmächte geben. Bismarck versuchte mit Erfolg insbesondere Napoleon III. zu einer neutralen Haltung zu veranlassen. Die Unterstützung Italiens sicherte sich Bismarck durch einen befristeten Bündnisvertrag. Nachdem Bismarck erneut die Wahl eines direkt gewählten deutschen Parlaments ins Spiel gebracht hatte um Österreich zu provozieren, löste er massive Kritik im Lager der preußischen Konservativen aus. Selbst Ludwig von Gerlach distanzierte sich in aller Schärfe von Bismarck. Die Liberalen hielten Bismarck weiterhin für unglaubwürdig und gingen auf dessen Bündnisangebot nicht ein. Auch insgesamt war ein deutscher Bürgerkrieg höchst unpopulär. Ferdinand Cohen-Blind verübte am 7. Mai 1866 sogar ein Pistolenattentat auf Bismarck.

Als Österreich am 1. Juni 1866 die Entscheidung über die Zukunft Schleswig-Holsteins dem Bundestag übertrug, ließ Bismarck mit dem Argument, dies sei einer Verletzung der Gasteiner Konvention, die preußische Armee in Holstein einmarschieren. Daraufhin beschloss der Bundestag auf Antrag Österreichs die Mobilmachung des Bundesheeres. Preußen erklärte den Bundesvertrag daraufhin für erloschen und begann am 16. Juni 1866 mit den militärischen Operationen gegen die Königreiche Hannover, Sachsen und gegen Kurhessen. Der Sieg der preußischen Armee war keineswegs sicher. Ein Großteil der Zeitgenossen, wie auch Napoleon III. rechneten mit einem österreichischen Sieg. Bismarck setzte damit alles auf eine Karte. „Wenn wir geschlagen werden (…) werde ich nicht hierher zurückkehren. Ich werde bei der letzten Attacke fallen.“

Otto von Bismarck, Kriegsminister Albrecht von Roon und Generalstabschef Helmuth von Moltke

Bismarck war bestrebt den Krieg selbst unter Kontrolle zu halten. Dies stand im Gegensatz zu den Plänen von Generalstabchef Molkte, der einen unbegrenzten Krieg plante. Die Gefahr, dass das Militär sich der politischen Führung entziehen konnte, kam dann wegen der Kürze des Feldzuges nicht zum Tragen.[50] Aus verschiedenen Gründen, etwa der Zerstrittenheit der Streitkräfte des deutschen Bundes, der strategischen Nutzung der Eisenbahn durch die Preußen und neuer Taktiken auf dem Schlachtfeld erwies sich die preußische Armee als überlegen und errang am 3. Juli 1866 in der Schlacht von Königgrätz den entscheidenden Sieg.

Während Wilhelm I. und die Militärs darauf drängten Wien zu erobern und Österreich harte Friedensbedingungen aufzuerlegen, setzte Bismarck gemäßigte Bedingungen durch da er davon ausging, in Zukunft auf die Unterstützung der Habsburgermonarchie angewiesen zu sein. Im Prager Frieden vom 23. August 1866 brauchte Österreich denn auch keine Gebiete abtreten, musste aber der Auflösung des deutschen Bundes und der Bildung eines norddeutschen Bundes unter preußischer Führung zustimmen. Schleswig-Holstein wurde von Preußen ebenso annektiert wie Hannover, Kurhessen, Nassau und die Freie Stadt Frankfurt. Die süddeutschen Staaten blieben zunächst unabhängig.

Bismarck erwarb 1867 von der ihm wegen des erfolgreichen Deutschen Krieges bewilligten Dotation in Höhe von 400.000 Talern das Rittergut Varzin. Auf dessen Gemarkung ließ er die Papierfabrik Hammermühle errichten, die sich bald zum größten Unternehmen Ostpommerns entwickeln sollte, sowie weitere Papierfabriken. Damit legte er den Grundstein für die Gemeinde Hammermühle, der heute polnischen Stadt Kępice.

7.Reichkanzler

Das neue Kaiserreich übernahm weitgehend die Verfassung des Norddeutschen Bundes. Dadurch blieb Bismarck als Reichskanzler, Vorsitzender des Bundesrates, preußischer Ministerpräsident und Außenminister der dominierende Politiker. Darüber hinaus konnte er auf sein ungeheures Prestige als Gründer des Reiches bauen. Dieses wog auch gegenüber Wilhelm I. schwer, so dass Bismarck seinen Willen gegenüber dem Kaiser meist durchsetzen konnte. Wilhelm klagte daher: „Es ist nicht leicht unter einem solchen Kanzler Kaiser zu sein.“

Otto von Bismarck in Generalsuniform nach der Ehrenbeförderung 1874. Im Uniformrock eines Generals trat er gelegentlich auch in der Öffentlichkeit auf, sogar im Parlament.

9.AuBenpolitik

Die Reichsgründung hat die europäischen Machtverhältnisse entschieden verändert. Das neue Reich stand zunächst außerhalb der sich in den letzten hundert Jahren herausgebildeten Pentarchie, hatte es doch eine gänzlich andere machtpolitische Qualität als das recht kleine Preußen. Daher galt das Reich als Störenfried der internationalen Ordnung.[71] Nach einem längeren Lernprozess hat Bismarck erkannt, dass das allgemeine Misstrauen der übrigen Staaten gegenüber Deutschland nur durch Selbstbeschränkung und den Verzicht weiterer territorialer Gewinne zu sichern sei. Er versicherte daher, dass das Reich „saturiert“ sei. „Wir verfolgen keine Macht-, sondern eine Sicherheitspolitik,“ versicherte er 1874.

Ein Grundsatz seiner Außenpolitik blieb das Ziel Frankreich zu schwächen. Um dies zu erreichen, bemühte er sich um gute Beziehungen mit Österreich und Russland. Dabei versuchte er zu beiden Reichen gute Beziehungen zu unterhalten, ohne sich für eine der beiden Seiten entscheiden zu müssen. Zu diesem Zweck diente etwa das Dreikaiserabkommen von 1873. Wie schwierig dies war, zeigte sich bereits 1875 bei der von Bismarck weitgehend provozierten „Krieg-in-Sicht-Krise.“ Der Versuch Bismarcks, eine deutsche Hegemonialpolitik gegenüber Frankreich durchzusetzen, scheiterte jedoch. Auch wenn Bismarck dem wiedererstarkten Frankreich lediglich drohen wollte und nicht wirklich einen Krieg plante, war die Krise für Bismarck bemerkenswert. Sie zeigte, dass eine Annäherung zwischen Frankreich und Russland nicht grundsätzlich ausgeschlossen war. Ein Bündnis zwischen beiden wurde eine Sorge seiner gesamten Amtszeit. Aber auch England machte deutlich, dass es einen weiteren Machtzuwachs Deutschlands nicht akzeptieren würde. Im Zweifelsfall arbeiteten die europäischen Flügelmächte zusammen, um eine Störung des machtpolitischen Gleichgewichts zu verhindern.

10.Bismarcksches Buendissystem

Berliner Kongress gemalt von Anton von Werner
Vorn mittig Otto von Bismarck

Es war insbesondere diese Krise aus der Bismarck den Schluss zog, dass für das Reich eine defensive Politik die einzige realistische Alternative wäre. Durch seine Lage in der Mitte Europas drohte das Reich in einen großen europäischen Krieg mit einbezogen zu werden. Bismarck entwickelte vor diesem Hintergrund ein diplomatisches Konzept das darauf zielte, die Spannungen zwischen den Großmächten an die Peripherie zu verlagern, um so die Mitte Europas vor Kriegen zu bewahren. Zum ersten Mal zum Tragen kam dieses Konzept bei der Balkankrise zwischen 1875 und 1878. Bismarck förderte dabei einerseits die Spannungen zwischen den Mächten, verhinderte aber gleichzeitig auch ein Außerkontrollegeraten der Konflikte. Seine außenpolitische Strategie fasste Bismarck 1877 in dem Kissinger Diktat zusammen. Darin ging er von „einer politischen Gesamtsituation [aus], in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.“

Während des Berliner Kongresses zu Beendigung der Orientkrise präsentierte sich Bismarck 1878 als „ehrlicher Makler.“ Dies verstärkte zwar sein außenpolitisches Prestige auch im Ausland, es zeigten sich aber auch sofort die Grenzen seines Konzepts, da Zar Alexander II. Bismarck dafür verantwortlich machte, dass Russlands Erfolge eng begrenzt blieben. Dies führte dazu, dass Bismarck die Zusammenarbeit mit Österreich forcierte. Dies wiederum mündete im Zweibundvertrag von 1879. Aus diesem Defensivbündnis gegenüber Russland wurde eine dauerhafte Allianz, die die Außenpolitik während des gesamten Kaiserreichs prägen sollte. Bismarck gelang es aber auch die Spannungen zwischen Deutschland und Russland abzubauen und 1881 das Dreikaiserbündnis abzuschließen. Damit war eine enge Verbindung Russlands mit Frankreich zunächst verhindert worden. Das Bündnissystem wurde 1882 durch den Dreibund zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien, sowie den Anschluss Rumäniens an den Zweibund 1883 ergänzt.

11.Krise des Buendnissystem

Seit der zweiten Hälfte der 1880er Jahre wurde Bismarcks außenpolitisches System zunehmend bedroht, in Frankreich nahmen vor allem seit 1886 die revanchistischen Tendenzen zu. Zeitweilig drohte ein französisch-russisches Bündnis und damit die Gefahr eines Zweifrontenkriegs. Bismarck bauschte die Krise mit Frankreich allerdings aus innenpolitischen Gründen auf, um seine Pläne zur Heeresverstärkung innenpolitisch durchsetzen zu können. Fast parallel dazu entstand eine neue Balkankrise. Bismarck versuchte dabei vergeblich die Spannungen zwischen den beiden Kontrahenten Österreich und Russland auszugleichen. Das Dreikaiserbündnis zerbrach daran, in Russland nahmen daraufhin die Stimmen für ein Bündnis mit Frankreich weiter zu, Probleme durch die Schutzzollpolitik Bismarcks verschärften die Situation. In Deutschland plädierten einflussreiche Persönlichkeiten aus Militär und Diplomatie wie Friedrich von Holstein, Helmuth Karl Bernhard von Moltke und Alfred von Waldersee für einen Präventivkrieg gegen RusKsland. Bismarck lehnte solche Ideen strikt ab. Er hielt den Krieg weiter für vermeidbar, als Macht- und Realpolitiker spielten nationalistische und sozialdarwinistische Vorstellungen für ihn keine Rolle. Zwar war Bismarcks altes Bündnissystem zerbrochen, doch es gelang ihm noch einmal die Krise zu entschärfen. Auf dem Balkan weigerte er sich, für England und Österreich „die Kastanien aus dem Feuer zu holen.“ Ohne mit Österreich zu brechen, gelang es ihm einen offenen Krieg zu verhindern. Im Februar 1887 war Bismarck im Hintergrund am Zustandekommen der Mittelmeerentente zwischen Großbritannien, Österreich und Italien beteiligt. Ihr Ziel war es den russischen Expansionsdrang zu begrenzen. Kurze Zeit später schloss Bismarck mit Russland den Rückversicherungsvertrag ab, um Russland erneut an Deutschland zu binden.

12.Innenpolitik

Die liberale Ära und der Kulturkampf

Wie schon in der Zeit des norddeutschen Bundes beruhte die Innenpolitik des deutschen Reiches in den ersten Jahren auf einer Zusammenarbeit Bismarcks mit den Freikonservativen und den Nationalliberalen. Diese übten einen erheblichen Einfluss auf die Vereinheitlichung, Gestaltung und Modernisierung der Wirtschafts- und Rechtsordnung sowohl im Reich, wie auch teilweise in Preußen aus. Bismarck scheute dabei auch zeitweise nicht vor einem Konflikt mit den Konservativen zurück. Als das preußische Herrenhaus sich 1872 weigerte, einer Reform der Kreisordnung zuzustimmen, veranlasste Bismarck Wilhelm I. dazu, zusätzliche Herrenhausmitglieder zu ernennen um mit Hilfe dieses Pairsschubes das Gesetz durchzubringen. Auf verschiedenen Feldern, vor allem im Bereich der Militärorganisation, zeigten sich bald schon erste Grenzen der Zusammenarbeit Bismarcks mit den Liberalen. Zunächst vertagt, kam es darüber seit 1873 zu heftigen Auseinandersetzungen. Auf den von Bismarck geforderten faktischen Verzicht der Kontrolle des Militärhaushaltes („Äternat“) konnten sich die Nationalliberalen nicht einlassen. Eine Lösung brachte 1874 ein Kompromissvorschlag von Johannes Miquel mit der Bewilligung der Ausgaben für jeweils sieben Jahre („Septennat“). Trotz dieses relativen Erfolgs hatte Bismarck den Liberalen die Grenzen seiner Zusammenarbeitsbereitschaft deutlich gemacht, obwohl diese ihm de facto acht Jahre Handlungsfreiheit gaben. Gleichzeitig stärkte die grundsätzliche Einigung mit dem Parlament Bismarcks Stellung gegenüber dem Militär.

Karikatur von Wilhelm Scholz zur Beendigung des Kulturkampfes. Papst Leo XIII. und der Reichskanzler fordern sich gegenseitig zum Fußkuss auf. Bildunterschrift: Pontifex: „Nun bitte, genieren Sie sich nicht!“ Kanzler Bismarck: „Bitte gleichfalls!“ Aus.: Kladderadatsch, Nr. 14/15 (18. März 1878)

Nationalliberale und Bismarck stimmten in ihrer Gegnerschaft gegenüber den ultramontanen Katholiken überein. Für Bismarck spielte dabei auch eine Rolle, dass mit der 1870 gegründeten Zentrumspartei eine seinem Einfluss entzogene im Kern konservativ katholische Partei auf einer parlamentarisch-demokratischen Basi entstanden war. Tatsächlich wurde die Partei in den ersten Reichstagswahlen von 1871 auf Anhieb zweitstärkste Kraft. Damit sanken die Wahlchancen der Nationalliberalen. Der Kampf gegen diese und der Kulturkampf insgesamt hatten für Bismarck vor allem politische Gründe. Bismarck sah vor allem in Ludwig Windthorst einen persönlichen Gegner. „Mein Leben erhalten und verschönern zwei Dinge, meine Frau und Windthorst. Die eine ist für die Liebe da, die andere für den Hass.“

Bismarck stilisierte, auch um erste Kritik an seiner Amtsführung entgegenzuwirken, die Katholiken zu Reichsfeinden. Seit 1872 wurden im Rahmen des so genannten Kulturkampfes verschiedene ständig verschärfte Sondergesetze gegen die Katholiken beschlossen. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurden Rechte und Machtstellung der Kirche durch Reichs- und preußische Landesgesetze beschnitten (Kanzelparagraph, Brotkorbgesetz) und auch die Zivilehe eingeführt. In diesem Zusammenhang fiel in einer Reichstagsrede Bismarcks der bekannte Satz: „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.“ Der unerwartet starke Widerstand der Katholiken zwangen Bismarck dazu, ab 1878 nach dem Tod von Papst Pius IX. zur Beendigung des Konflikts die Sondergesetzte schrittweise zu beseitigen. Letztlich war der Kulturkampf gescheitert, durch die staatlichen Angriffe wurde die Bildung eines katholischen Milieus sogar eher noch gefördert. Für die zukünftige Politik Bismarcks nicht unwichtig war, dass der Führer des Zentrums Windthorst keineswegs ein ultramontaner Eiferer war. Er war zwar preußenkritisch, aber eben auch pragmatisch und konstitutionell ausgerichtet, was Bismarck neue politische Optionen eröffnete.

Kanzlerkrise und die politische Wende

Die politische Basis der Zusammenarbeit von Bismarck mit den Liberalen wurde immer schwächer. Politischen Konfliktstoff gaben Bismarcks Pläne zur Verstaatlichung der Eisenbahnen sowie die Einführung indirekter Steuern. Ein Symbol für den aufziehenden Konflikt mit den Liberalen war 1876 der Rücktritt von Rudolf von Delbrück, der als Verkörperung der Zusammenarbeit Bismarcks mit den Liberalen galt.

Für Bismarck bedeuteten die Liberalen insbesondere mit Blick auf den von vielen Beobachtern erwarteten baldigen Thronwechsel eine Gefahr. Er erwartete von einem künftigen Kaiser Friedrich III. den Wechsel zu einer liberalen Regierung nach dem Vorbild William Ewart Gladstone in Großbritannien. Bismarck versuchte daher 1877 Albrecht von Stosch, den Chef der Marine, der als möglicher Kanzler des künftigen Kaisers galt, auszuschalten. Als dies scheiterte, drohte Bismarck mit dem eigenen Rücktritt und zog sich zeitweilig auf sein Gut in Varzin zurück. Der Versuch von dort aus die Nationalliberalen mit Angeboten und Zugeständnissen für seine Politik zu gewinnen war nicht erfolgreich, da die Gegenforderungen für Bismarck keine Gewähr zu geben versprachen, die von ihm beabsichtige Eindämmung des Parlamentarismus zu garantieren. Daraufhin entschloss er sich zum Bruch mit den Nationalliberalen. Die Nationalliberalen erreichten mit ihren Wünschen die Reichsverfassung in einem stärker parlamentarischen Sinne umzugestalten, eine für Bismarck nicht zu überschreitende Grenze. Im Reichstag sagte er 1879: „Eine Fraktion kann sehr wohl die Regierung unterstützen und dafür einen Einfluss auf sie gewinnen, aber wenn sie die Regierung regieren will, dann zwingt sie die Regierung, ihrerseits dagegen zu reagieren.“

Sozialistengesetz und Schutzzoll

Reichsgesetzblatt vom 21. Oktober 1878 mit dem Text des „Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“

Angesichts der Gründerkrise sah Bismarck in den Sozialdemokraten eine tatsächliche revolutionäre Gefahr. Die beiden Attentate auf Kaiser Wilhelm I. von 1878 dienten Bismarck als willkommene Gelegenheit mit einem Sozialistengesetz, gegen die Sozialistische Arbeiterpartei vorzugehen. Das Ziel Bismarcks war es, einen „Vernichtungskrieg [zu] führen durch Gesetzesvorlagen, welche die sozialdemokratischen Vereine, Versammlungen, die Presse, die Freizügigkeit (durch die Möglichkeit der Ausweisung und Internierung) (…) träfen.“ Schließlich stimmten auch die Nationalliberalen nach einigen Zugeständnissen dem Gesetz zu. Das Gesetz blieb, mehrfach vom Parlament verlängert, bis 1890 in Kraft. Dieses Ausnahmegesetz verbot die sozialistische Agitation, die politische Arbeit der sozialdemokratischen Parlamentarier blieb davon allerdings unberührt. Letztlich hat das Gesetz seinen Zweck verfehlt und ungewollt zur Verfestigung eines sozialistischen Milieus beigetragen, denn erst jetzt setzte sich die marxistische Theorie wirklich durch. Bemerkenswert ist, dass Bismarck dem Thema in seinen Gedanken und Erinnerungen kein einziges Wort widmete.

Im selben Jahr nahm der Druck von Großgrundbesitzern und Schwerindustriellen vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise nach Schutzzoll zu. Als sich für diese Forderung eine Mehrheit im Reichstag abzeichnete, sprach sich auch Bismarck, der sich dadurch erhöhte Staatseinnahmen versprach, im so genannten „Weihnachtsbrief“ vom 15. Dezember 1878 für eine Verbindung von Steuerreform und Schutzzollpolitik aus. Dem stimmten schließlich nur wenige Nationalliberale zu. Bismarck stützte sich dabei auf die neue regierungsfreundliche Deutschkonservative Partei, auf die Freikonservativen und auf das Zentrum, die liberale Ära war damit beendet.[88] Der Übergang vom Freihandel zum Protektionismus vollzog sich in den folgenden Jahren in mehreren Schritten. Bismarck hoffte, mit seinem Eingehen auf die Wünsche der Verbindung von „Roggen und Eisen“ diese politisch nutzen zu können, um die konservative Basis des Reiches auszubauen und seine eigene Position zu festigen.

Sozialgesetzgebung und Staatsstreichpläne

Allerdings bildeten die Parteien keine feste Regierungsmehrheit, so konnte Bismarck sich in verschiedenen Fragen im Reichstag nicht durchsetzen. Er versuchte einen Volkswirtschaftsrat aus Vertretern der Wirtschaftsverbände zur Einflussnahme auf die Wirtschaftsgesetzgebung unter Umgehung des Parlaments und der Parteien zu etablieren, plante zudem aus verschiedenen Gründen zunächst eine Unfallversicherung, und später kamen Versicherungen gegen Krankheit, Invalidität und Altersarmut hinzu. Diese sollten dabei weitgehend staatlich kontrolliert sein. Bismarck wollte so „in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt.“ Alle diese Vorhaben stießen auf heftigen Widerstand. Dieser war so stark, das Bismarck von 1880 bis 1890 selbst das Amt des Handelsministers übernehmen musste. Letztlich scheiterten die Vorstöße und das Parlament strich aus der Gesetzesvorlage zur Unfallversicherung alle „staatssozialistischen“ Elemente heraus. Bismarcks Kalkül, nach einer Reichstagsauflösung die Wähler mit der Parole eines „sozialen Königtums“ zu überzeugen, ging nicht auf. Insbesondere die Linksliberalen gewannen deutlich hinzu. Bismarck dachte in dieser Situation kurzzeitig an Rücktritt, entschied sich aber dagegen und deutete Staatsstreichpläne an. Die Sozialgesetzgebung verlor in der weiteren parlamentarischen Beratung etwa durch das Selbstverwaltungsprinzip, die für Bismarck wichtige machtpolitische Komponente. Die Sozialgesetzgebung zwischen 1881 und 1889 ist eine der Grundlagen, auf der die sozialstaatlichen Elemente in Deutschland bis heute ruhen. Das erklärte Ziel, damit der Sozialdemokratie die „Wurzeln abzugraben,“ hatte mittelfristig gesehen keinen Erfolg.

13.‘’Der Lotse geht von Bord”

So sehr Bismarck auch von Leidenschaft zur Politik und der Liebe zur Macht durchdrungen war, so sehr sehnte er sich gleichzeitig nach einer Befreiung von dieser Last. Bereits 1872 klagte er: „Mein Öl ist verbraucht, ich kann nicht mehr.“ Immer öfter zog er sich teilweise für Monate auf seine Güter zurück. Nicht nur die Arbeitsbelastung sondern auch seine ungesunde Lebensweise, Essen und Trinken im Übermaß, trugen zu einer Verschlechterung seiner Gesundheit bei, ehe ein neuer Arzt ihn in den 1880er zu einer vernünftigen Lebensweise überredete. Im privaten Leben spielte die Familie eine große Rolle. Er setzte dabei aber auch in diesem Bereich stets seinen Willen durch. Als sein Sohn Herbert von Bismarck eine Frau gegen den Willen des Vaters heiraten wollte, verhinderte Bismarck dies letztlich mit der Drohung von Selbstmord. Herbert fügte sich, war seither aber ein verbitterter Mann.

Die Punch-Karikatur Dropping the Pilot (dt. Verzicht auf den Steuermann, meist ungenau übersetzt mit: Der Lotse geht von Bord) von Sir John Tenniel zur Entlassung Bismarcks 1890

Auch wenn Bismarck alles tat, um potentielle Nachfolger auszuschalten, mehrten sich seit dem Ende der 1880er Jahren die Anzeichen dafür, dass seine politische Führungsrolle sich dem Ende zuneigte. In der politischen Öffentlichkeit wurde der Ruf nach einem Ende der nur bewahrenden Diplomatie Bismarcks zu Gunsten einer dynamischen und risikobereiten Außenpolitik laut. Nach dem Intermezzo von Friedrich III. standen sich mit dem neuen Kaiser Wilhelm II. und Bismarck zwei ungleiche Persönlichkeiten gegenüber. Bismarck hielt Wilhelm für unreif und wenig vorbereitet auf die Übernahme der Verantwortung. Er sei ein „Brausekopf, könne nicht schweigen, sei Schmeichlern zugänglich und könne Deutschland in einen Krieg stürzen, ohne es zu ahnen und zu wollen.“ Für Wilhelm dagegen war Bismarck eine nicht mehr zeitgemäße Person und machte deutlich, nun selbst politischen Einfluss nehmen zu wollen. „Sechs Monate will ich den Alten verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst.“

Bismarck sah vor diesem Hintergrund in der mutwilligen Verschärfung der innenpolitischen Lage eine Möglichkeit, den neuen Kaiser von seiner Unentbehrlichkeit zu überzeugen. Er brachte daher ein neues verschärftes und unbefristetes Sozialistengesetz ein, wohl wissend, dass dies die Kartellparteien auseinandersprengen würde, da die Nationalliberalen dies nicht mittragen konnten. Wilhelm, der seine Regierungszeit nicht mit einem solchen Konfliktkurs beginnen wollte, stellte sich den Plänen des Kanzler entgegen. In der Sitzung des Kronrates vom 24. Januar 1890 prallten beide aufeinander. In den folgenden Monaten versuchte Bismarck verzweifelt seine Stellung zu halten und spielte erneut mit Staatsstreichgedanken, aber auch mit den Plänen einer engen Zusammenarbeit zwischen Zentrum und Konservativen. Am 15. März 1890 entzog Wilhelm dem Kanzler endgültig die Unterstützung für dessen Konfliktkurs. Zwei Tage später überreichte dieser Wilhelm sein Entlassungsgesuch. Die Öffentlichkeit reagierte mehrheitlich erleichtert auf den Rücktritt. Theodor Fontane schrieb: „Es ist ein Glück, dass wir ihn los sind. Er war eigentlich nur noch Gewohnheitsregente, tat was er wollte, und forderte immer mehr Devotion. Seine Größe lag hinter ihm.“ Als Nachfolger Otto von Bismarcks wählte der Kaiser den politisch unerfahrenen General Leo von Caprivi.

14.Letzte Jahre

Bismarck an seinem 80. Geburtstag (1. April 1895)

Bismarck zog sich verbittert nach Friedrichsruh zurück, doch verabschiedete er sich damit nicht endgültig von der Politik. „Aber das kann man nicht von mir verlangen, dass ich, nachdem ich vierzig Jahre lang Politik getrieben, plötzlich mich gar nicht mehr damit abgeben soll.“[100]

Bereits einen Tag nach seinem Rücktritt verkündete Bismarck seine Memoiren verfassen zu wollen. Unterstützt wurde er dabei von Lothar Bucher, das Interesse Bismarcks ließ jedoch rasch nach. Ohne Buchers Drängen wäre das Werk wahrscheinlich nie fertig geworden. Bucher klagte nicht nur über ein mangelhaftes Interesse Bismarcks, sondern beschrieb auch, das der Altkanzler Tatsachen absichtlich entstellte. „Bei nichts, was misslungen ist, will er beteiligt gewesen sein, und niemand lässt er neben sich gelten.“ Nach Buchers Tod besserte Bismarck an den Manuskripten noch herum, aber das Werk wurde nicht mehr fortgesetzt. Der erste Band beiden Bände erschienen 1898 und wurde zu einem sensationellen Erfolg. Der dritte Band erschien erst 1921.

Bismarck versuchte nicht nur, sein Bild für die Nachwelt mitzugestalten, sondern er verzichtete auch nicht auf Eingriffe in die Tagespolitik. Bald nach seiner Entlassung begann er eine äußerst umtriebige Pressepolitik zu betreiben, insbesondere die Hamburger Nachrichten wurden zu einem Sprachrohr des Altkanzlers. Bismarck griff vor allem seinen Nachfolger Caprivi scharf an, indirekt kritisierte er damit auch den Kaiser, dem er seine Entlassung nicht verziehen hatte. Wilhelm II. glaubte zeitweilig sogar, dass Bismarck eine Rückkehr in die praktische Politik planen würde. Anlass war 1891 die Annahme eines Reichstagsmandats durch Bismarck, der davon allerdings nie Gebrauch machte. Bismarcks Pressepolitik in eigener Sache war durchaus erfolgreich, die öffentliche Meinung wandte sich wieder verstärkt Bismarck zu, insbesondere seitdem Wilhelm II. begann, ihn öffentlich anzugreifen. Für das Ansehen seines Nachfolgers Caprivi geradezu katastrophal wirkte sich dessen Versuch aus, ein Treffen Bismarcks mit Kaiser Franz Josef von Österreich zu verhindern. Die Reise nach Wien wurde zu einem Triumphzug des Altkanzlers, der erklärte, dass er keine Verpflichtungen mehr gegenüber der deutschen Regierung habe. „Alle Brücken sind abgebrochen.“ Wilhelm II. bemühte sich in der Folge um eine öffentlichkeitswirksame Aussöhnungsgeste. Mehrere Treffen mit Bismarck im Jahr 1894 wurden positiv aufgenommen, eine wirkliche Entspannung brachte dies aber nicht. Wie gering sein Ansehen im Reichstag war, zeigte die gescheiterte Kampfabstimmung um ein Glückwunschtelegramm zu Bismarcks achtzigstem Geburtstag. Im Jahr 1896 zog er durch die Offenlegung des streng geheimen Rückversicherungsvertrages noch einmal die Aufmerksamkeit der deutschen und internationalen Presse auf sich.

Tief getroffen hat ihn der Tod seiner Frau im Jahr 1894. Seit 1896 verschlechterte sich Bismarcks Gesundheitszustand immer deutlicher und er war schließlich auf einen Rollstuhl angewiesen, ehe er am 30. Juli 1898 starb. Seine letzte Ruhestätte fand Bismarck neben seiner Frau in einem Mausoleum auf Friedrichsruh.[104]

15.Pesonenkult um den Reichgruender

Bismarckdenkmal in Hamburg

Insbesondere seit seiner Entlassung aber vor allem nach Bismarcks Tod setzte eine beispiellose Bismarck-Verehrung ein. Zahlreiche Städte verliehen ihm die Ehrenbürgerwürde. Seit 1895 war er etwa Ehrenbürger aller Städte in Baden. Sein Büste wurde in der Walhalla aufgenommen. Zahlreiche Straßen wurden nach dem Reichskanzler benannt. Auch Industrieunternehmen wie die Zeche Graf Bismarck trugen seinen Namen. Nach dem Reichsgründer wurde auch der Farbstoff Bismarckbraun, eine Palmenart Bismarckia nobilis, eine Zubereitungsart von Heringsfilets (Bismarckhering), sowie während des Zweiten Weltkrieg das Typschiff der Bismarck-Klasse (Schlachtschiff Bismarck) benannt. Vor allem in den deutschen Kolonien in Afrika und im Stillen Ozean aber auch anderswo wurden geographische Gegebenheiten oder Orte nach Bismarck benannt (Bismarck-Archipel, Bismarckgebirge, Bismarcksee, Bismarckberg, Bismarck-Straße, Bismarckburg). Deutsche Einwanderer benannten in den Vereinigten Staaten mehrere Siedlungen nach Bismarck. Darunter die Hauptstadt von North Dakota.

In Deutschland entstanden Bismarckgesellschaften. In zahlreichen Städten wurden nach seinem Tod, meist durch Spenden finanziert, Bismarckdenkmäler vielfach in der Form von Bismarcktürmen errichtet. Das größte Bismarck-Monument in Deutschland ist das 1906 eingeweihte Bismarckdenkmal in Hamburg-Sankt Pauli. Der Plan, ein gigantisches Bismarck-Nationaldenkmal bei Bingerbrück zu erbauen, wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert. Die meisten Bronzebildnisse von ihm zeigen Bismarck martialisch in Uniform. Diese Form der Darstellung überdeckte Bismarcks Maxime eines außenpolitischen Ausgleichs und spiegelte weniger Bismarcks Person als vielmehr den Zeitgeist der wilhelminischen Ära wider. Neben historisierenden Gemälden (z.B. Franz von Lenbach, Christian Wilhelm Allers) entstanden auch in der bildenden Kunst verklärende und überhöhende Darstellungen, die vor allem die Reichsgründung thematisierten. Auch in zahlreichen patriotischen Gedichten wurde der Reichskanzler gefeiert.

16.Historiographie

Politische zeitgenössische Gegner kritisierten Bismarcks Politik nicht selten als Kanzlerdiktatur. Theodor Fontane verfasste während seiner letzten Lebensjahre ein literarisches Charakter-Porträt, in dem er Bismarck mit Wallenstein verglich. Fontanes Urteil über Bismarck unterscheidet sich dabei stark von dem der meisten Zeitgenossen: „Er ist die denkbar interessanteste Figur, ich kenne keine interessantere, aber dieser beständige Hang, die Menschen zu betrügen, dies vollendete Schlaubergertum ist mir eigentlich widerwärtig, und wenn ich aufrichten, erheben will, so muss ich doch auf andere Helden blicken.“

Diese negative Beurteilung konnte sich auf Dauer nicht halten. Auch Bismarcks Bild in der Historiographie war schließlich geprägt von einer geradezu extremen Überhöhung des Reichskanzlers. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt Bismarcks Memoiren. Diese lieferten den Bismarckverehrern einen fast unerschöpflichen Vorrat von Zitaten, das Werk bildete über Jahrzehnte die Grundlage für das Bild, das sich viele nationalgesinnte Deutsche von Bismarck machten. Gleichzeitig erschwerte es den kritischen Blick auf den Reichsgründer.[109] Auch die professionelle Geschichtswissenschaft konnte sich vor dem Hintergrund insbesondere der Reichseinigung der Faszination Bismarcks nicht entziehen und hat zu seiner Überhöhung beigetragen. Heinrich von Treitschke wandelte sich von einem politischen Kritiker Bismarcks zu einem glühenden Bewunderer. Bismarcks Reichsgründung galt ihm als heroische Glanztat der deutschen Geschichte. Treitschke und andere Historiker der kleindeutsch-borussischen Schule der Geschichtsschreibung waren fasziniert von der strukturbrechenden Kraft Bismarcks. Der Bismarckbiograph Erich Marcks schrieb 1906 „Und zu dem Glauben bekenne ich mich gerne: dieses Dasein war so groß, in sich so gewaltig, für sein Volk so umfassend bedeutungsreich, dass an ihm alles, soweit es nur Leben hat, historisch wertvoll ist.“ Eine kritische psychologisch orientierte Biographie legte 1926 der Autor Emil Ludwig vor. Aber insgesamt blieb das Bild Bismarcks im Wesentlichen bis 1945 geprägt von einer uneingeschränkt positiven Beurteilung des Reichsgründers. Im Jahr 1944 erschien Oskar Meyers Bismarck der Mann und der Staatsmann[114] in dem Bismarck nationaldeutsch und völkisch gedeutet wurde. Diese überzogene politische Interpretation blieb jedoch ohne größere Bedeutung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten einflussreiche Historiker wie Hans Rothfels und Theodor Schieder, wenn auch differenziert, an einem insgesamt positiven Bismarckbild fest. Daneben gab es aber nunmehr auch kritische Stimmen. Dazu zählte die im Exil geschriebene dreibändige Bismarckbiographie von Erich Eyck. Er warf Bismarck machiavellistische Methoden vor und machte ihn für das Scheitern der Demokratie in Deutschland verantwortlich. Aber auch Eyck konnte sich der Fazination Bismarcks nicht entziehen: „Aber niemand, wo immer er steht, kann verkennen, dass er die zentrale und beherrschede Figur seiner Zeit ist und mit ungeheurer Kraft und tyrannischer Energie ihr die Wege gewiesen hat. Und niemand kann sich der fazinierenden Anziehungskraft dieses Menschen entziehen, der im guten wie im bösen immer eigenartig und bedeutend ist.“ Von einem kritischen Bismarckbild geprägt war auch Hans-Ulrich Wehler. Er versuchte, innerhalb seiner strukturgeschichtlich angelegten Studie über das Kaiserreich Bismarcks Herrschaftssystem als bonapartistische Diktatur zu charakterisieren. Dazu gehörten charismatische, plebiszitäre und traditionelle Elemente. Später versuchte er Bismarcks Stellung mit Hilfe von Max Webers Konzept der „charismatischen Herrschaft“ zu deuten. Die meisten neueren Bismarckbiographien kommen zu einem differenzierten Bismarckbild jenseits einer überspitzten Überhöhung oder Dämonisierung. Lothar Gall hat 1980, den Begriff von Henry Kissinger aufgreifend, das Bild eines „weißen Revolutionär“ gezeichnet. Bismarck war danach ein Erzroyalist, der die konservativen Strukturen bewahren wollte, stürzte zu diesem Zweck aber auch bestehenden Ordnungen um und hat modernisierend gewirkt. Am Ende hätte er aber die Kräfte, die er gerufen hätte, nicht mehr beherrschen können und bemühte sich um das Zurückdrängen moderner Tendenzen. Der ostdeutsche Historiker Ernst Engelberg brachte 1985 seine Bismarckbiographie heraus, die in Westdeutschland etwas auf Verwunderung stieß, weil sie eher liebevoll und wenig kritisch mit dem Kanzler umgegangen war. Der amerikanische Historiker Otto Pflanze legte 1990 eine mehrbändige Biographie vor. Im Unterschied zu den anderen großen Bismarckbiographien stellt sie weniger Bismarcks Handeln als vielmehr seine Persönlichkeit in der Vordergrund und untersucht diese teils mit psychoanalytischen Methoden. Einen ungewöhnlichen Weg ging Fritz Stern der 1978 eine Doppelbiographie Bismarcks und seines Bankiers Gerson Bleichröder vorlegte. Den meisten neueren Biographien ist gemeinsam, dass sie zwar die Wirkmächtigkeit Bismarcks betonen, dessen Person jedoch eingebettet in die zeitgenössischen Strukturen und politischen Prozesse zeigen.

Die Bundesrepublik Deutschland errichtete 1996 die Otto-von-Bismarck-Stiftung als bundesunmittelbare Stiftung in Friedrichsruh. Ihr Hauptziel ist die Erarbeitung einer neuen kritischen Ausgabe der Schriften Bismarcks. Daneben ist sie auch für die Dauerausstellung zu Bismarck in Friedrichsruh verantwortlich. Auch seine Studentenwohnung in Göttingen, das Bismarckhäuschen, ist als kleines Museum zugänglich. An seinem Geburtsort Schönhausen wurde 1998 mit Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt ein Bismarckmuseum eingerichtet. Im selben Jahr entstand ein weiteres Bismarckmuseum in Bad Kissingen, wo Bismarck zwischen 1874 und 1893 insgesamt 15 Mal zur Kur geweilt hatte. Am 1. November 2004 wurde in Jever ein weiteres Bismarckmuseum eröffnet.

17.Quelle

www.GOOGLE.de

www.wikipedia.org

www.OttovonBismarck-web.de

www.Hausaufgaben.com


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