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Soldaten im Kampf der Geister

Germana


Soldaten im Kampf der Geister

12. Oktober 1941

Die Haltung des Volkes, und zwar sowohl an der Front wie in der Heimat, ist ein ausschlaggebender Faktor im modernen Krieg. Das war schon im Weltkrieg so, und wenn wir Deutschen in dieser Beziehun 16216j94q g nicht versagt hätten, dann hätten wir damals gesiegt. Auch in diesem Kriege haben unsere Feinde in der Erkenntnis, daß sie uns mit den Waffen nicht bezwingen können, ihre ganze Hoffnung auf den Seelenkrieg gesetzt. Trotz aller gegenteiligen Beweise glauben sie, durch eine ununterbrochene Zersetzungs­propaganda am Ende doch noch das deutsche Volk von seiner Führung trennen zu können. Sie scheuen in dieser Beziehun 16216j94q g kein Mittel der Lüge und der Verleumdung. Es ist ganz unmöglich, all ihre Enten und Panikmeldungen zu dementieren; die deutschen Zeitungen hätten dafür täglich mehrere Seiten nötig, und es würde unseren Gegnern bei ihrer Veranlagung gewiß nicht an Phantasie fehlen, ihren dahinschwindenden Lügenvorrat nach Bedarf zu er­gänzen. Wir müssen uns also darauf beschränken, unsere Politik und Kriegführung in großen und klaren Zügen zur Darstellung zu bringen und im übrigen die Tatsachen für sich sprechen zu lassen. Um aber unser Volk vor politischen Torheiten ähnlich denen vom November 1918, wo Narren und Ideologen in ihrer dummen Nai­vität glaubten, auch in Frankreich sei die Revolution ausgebrochen und die Engländer hätten auf ihren Kriegsschiffen die rote Fahne gehißt, zu bewahren, befiehlt das Gesetz, nicht zuzuhören, wenn der Feind spricht.



Das soll durchaus nicht etwa heißen, daß wir uns untereinander nicht über die Sorgen der Zeit unterhalten wollten. Selbst Fluchen

und gelegentliches Schimpfen wird nicht zum Staatsverbrechen erhoben, wenn jemand sich über dieses oder jenes geärgert hat und das Bedürfnis verspürt, seinem gepreßten Herzen Luft zu machen. Gelegenheit dazu geben die tausend unangenehmen Be­gleiterscheinungen des Krieges, die nun einmal unvermeidlich sind. Aber bei einigem Nachdenken wird auch der Dümmste dahinter­kommen, daß nicht immer die Regierung Schuld daran trägt. Sie kann zwar vieles machen, aber nicht z. B. das Wetter. Wenn der Winter abnorm lange dauert, dann kommen eben die Früh­kartoffeln später als sonst. Man kann zwar ungehalten darüber sein und schimpfen, aber auch dadurch wachsen sie nicht schneller. Und die Regierung raucht auch nicht die Zigaretten, die heute allenthalben fehlen, selbst weg, sondern das Publikum raucht bis zu 25 Prozent mehr als vor dem Kriege, und diesem erhöhten Bedarf ist unsere Rauchwarenindustrie einfach nicht gewachsen.

Das sind Fragen, die wir unter uns auszumachen haben. Die Engländer haben dabei überhaupt nicht mitzureden, denn erstens sind die Frühkartoffeln in Großbritannien auch nicht schneller gewachsen als bei uns und stehen in London genau wie in Berlin Schlangen vor den Zigarettenläden, und zweitens bemächtigen sich die britischen Propagandisten dieser Fragen nicht, um uns etwa mit Frühkartoffeln oder Zigaretten auszuhelfen, sondern um unser Volk zu verhetzen. Es gilt beim Militär eine gute alte Regel, die wohl solange existiert, wie es Soldaten gibt, und auch heute noch gilt: gelegentliches Schimpfen wird nicht als unkameradschaftlich empfunden, aber es muß in der Kompanie bleiben, und ein Zivilist hat überhaupt da nicht hineinzureden. Ein Soldat mag dieses oder jenes an seinem Hauptmann auszusetzen haben, er wird niemals dulden, daß einer außerhalb der Kompanie etwas gegen ihn sagt.

Das nennt man Korpsgeist, und Korpsgeist haben wir heute als Volk nötig. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft und gehören auf Gedeih und Verderb zusammen. In diesem geschichtlichen

Ringen geht es um die letzten Dinge unseres nationalen Lebens. Wie ein Sieg uns allen zugute kommen wird, so würde eine Nieder­lage uns alle vernichten. Daß ein verlorener Krieg nicht von den Reichen bezahlt wird oder auf die Arbeiterschaft abgewälzt werden kann, das hat uns Versailles bewiesen. Und diesmal gehen unsere Feinde eingestandenermaßen darauf aus, uns in unserem natio­nalen Lebenskern zu treffen und das deutsche Volk als Gemein­schaft zu vernichten. Sie werden ja nicht müde der Welt darzulegen, daß auf Versailles ein Über-Versailles folgen müsse, und wie dieses im einzelnen auszusehen habe, das sich überhaupt auch nur vor­zustellen, dazu reicht eine normale menschliche Phantasie nicht aus.

Es handelt sich also nicht um einen Spaß oder um eine Laune, wenn wir unentwegt bemüht bleiben, unser Volk gegen die Wir­kungen der feindlichen Zersetzungspropaganda abzuschirmen, das ist bitterer Ernst. Auch der Kampf um die Seelen der Völker ist ein Kriegsschauplatz, und wenn hier mit anderen Waffen gekämpft wird als im normalen Krieg, so ist das kein Beweis dafür, daß hier auch andere Werte auf dem Spiel ständen. Ein vom Gegner ge­schickt lanciertes Gerücht kann unter Umständen mehr Schaden anstiften als ein mißlungener Panzervorstoß; und wer sich an der Verbreitung eines solchen Gerüchtes beteiligt, handelt genau so pflichtvergessen wie ein Panzerschütze, der, ohne einen Schuß abzugeben, seinen Panzer verlassen und die Flucht ergreifen würde.

Die Zersetzungsarbeit ist seit jeher ein Spezialgebiet der bri­tischen Propaganda gewesen. Die Engländer haben sie in ihrer langen Kolonialgeschichte meisterhaft beherrschen gelernt. Da kam es meistens darauf an, unterworfene Völker durch Ausspielen alter und eingewachsener Gegensätze aufzuspalten und damit in ihrem Widerstand zu entkräften, so daß sie mit einem Minimum an mili­tärischen Machtmitteln in Schach gehalten werden konnten. In dieser Propaganda ist den Engländern jedes Mittel recht. Sie spielen je nach Bedarf als Plutokraten den Sozialisten, als Christen den

Mohammedaner, als Europäer den Araber und umgekehrt. Skrupel sind ihnen dabei vollkommen unbekannt. Und da sie sich meistens nur wenig am Kampfe beteiligen, sondern ihn durch andere für sich ausfechten lassen, bleibt ihnen für diesen Teil des Krieges sehr viel Zeit übrig, auch heute. Sie sitzen auf ihrer Insel und schauen zu. Das blutige Geschäft besorgen die Polen oder die Norweger oder die Holländer, Belgier und Franzosen, die Serben, Griechen oder Bolschewisten für sie. Die Lords bleiben zu Hause und schmieden Ränke und Intrigen, streuen Gerüchte aus, schlagen Lärm, erfüllen die Weltöffentlichkeit mit ihrem verlogenen Geschrei und suchen die Völker mit ihren Regierungen zu entzweien, um sie um so leichter unterwerfen und um so gefahrloser beherrschen zu können.

Eine nationale Führung, die diesen Namen verdient, muß ihr Volk rechtzeitig auf diese Gefahr aufmerksam machen und es gegen die Wirkungen einer solchen Zersetzungsarbeit immunisieren. Das hat gar nichts damit zu tun, daß man etwa Angst davor hätte. Auch der Arzt immunisiert sich gegen ansteckende Krankheiten;

ohne sie zu fürchten. Das ist einfach eine hygienische Maßnahme. Denn Bazillen sind heimtückische Feinde des gesunden Menschen, und er kann sich nicht darauf berufen, daß ihm nichts passieren werde, weil er eben gesund sei. Man darf uns auch als Gegen­beweis z. B. nicht entgegenhalten, daß die Engländer deutsche Rundfunksendungen abhören dürfen, denn erstens schwindeln wir nicht wie die Engländer, und zweitens wollen wir ja auch den Krieg gewinnen. Wenn wir alles so machen wollten wie die Englän­der, warum sollten wir dann siegen? Die Engländer haben ja auch vor dem Kriege keine allgemeine Wehrpflicht gehabt, und das war mit ein Grund, warum sie von unseren Soldaten aus Europa verjagt wurden, wo sie sich auch nur zeigten. Sie haben ja auch keine Tanks und Flugzeuge in ausreichender Zahl gebaut und waren auch aus diesem Grunde unseren Waffen immer unterlegen. Sie

haben auch einen Churchill und keinen Hitler. Hier liegen ja die Voraussetzungen unseres Sieges. Wir finden die Engländer auf keinem Gebiet nachahmenswert, und wer uns ausgerechnet sie als Beispiel empfiehlt, müßte füglich auch wünschen und erwarten. daß wir dieselben Niederlagen erlitten, wie sie sie erleiden.

Selbstverständlich haben sie uns gegenüber gewisse Vorteile, die wir durch erhöhte Anstrengungen auszugleichen versuchen müssen. Sie sind reich, wir sind arm. Sie besitzen ein Weltreich, wir sind auf engem Raum zusammengepfercht. Sie erfreuen sich seit Jahr­hunderten einer festgefügten nationalen Einigkeit, wir tragen noch die Narben ehemaliger und erst jüngst überwundener innerer Zwietracht an uns. Sie können sich manchen Luxus leisten, den wir uns versagen müssen. Aber das ist nicht nur unsere Schwäche, sondern auch unsere Stärke. Nachdem London uns einmal zum Kriege gezwungen hat, sind wir dauernd im Angriff, während Großbritannien alle Hände voll zu tun hat, sich zu verteidigen. Wir haben unsere nationale Gemeinschaft unter so schweren Opfern errungen, daß wir wissen, was wir an ihr zu verlieren haben. Uns ist nichts geschenkt worden. Was wir besitzen, das haben wir uns auch selbst erkämpfen müssen. Wir dürfen gar nichts davon aufgeben, im Gegenteil, wir müssen etwas dazu gewinnen. Dieses Bewußtsein macht uns stark und unüber­windlich.

Wir müssen schon aus nationalem Zwang disziplinierter leben als die Engländer. Unsere geschichtlichen Erfolge sind zum großen Teil Ergebnisse unserer Disziplin. Nur weil wir, vor allem im Kriege, einheitlich denken und handeln, kann der Führer im Ver­trauen auf die Geschlossenheit der Nation seine kühnen und risiko­reichen Entschlüsse fassen. Jeder große Sieg hat meistens ein gro­ßes Wagnis zur Voraussetzung. Das Wagnis aber wird um so ge­ringer, je disziplinierter sich eine Nation dafür zur Verfügung stellt. Mit einer Kompanie, die geschlossen marschiert, kann man sich

manchmal auch in verzweifelt erscheinenden Situationen noch durchschlagen; ein wilder Haufen, in dem jeder tun und lassen kann, was er will, ist verloren, auch wenn er zahlenmäßig eine ganze Division ausmacht.

Wir leben in einer Zeit, die alle Möglichkeiten in sich birgt. Sie gibt uns eine Chance, die unwiederbringlich verloren wäre, wenn wir sie nicht ergreifen und mit beiden Händen festhalten wollten. Unsere Wehrmacht hat die militärischen Voraussetzungen zum Siege in einem Umfange geschaffen, daß er uns auf diesem Gebiet gar nicht mehr streitig gemacht werden kann. Das wissen unsere Gegner so gut wie wir. Sie reden auch gar nicht mehr davon, daß sie nach Europa kommen wollten, um uns niederzuwerfen. Er­nährungsmäßig müssen wir uns zwar nach der Decke strecken, aber es geht uns mindestens so gut, wenn nicht besser, als unseren Feinden. Fast ganz Europa arbeitet für unsere Rüstungen. Keine wie auch immer geartete wirtschaftliche oder militärische Allianz kann uns in die Enge treiben. Wir sind krisenfest nach jeder Richtung.

Darum der Ansturm der feindlichen Propaganda gegen unsere Herzen. Sie wollen uns durch uns selbst besiegen und dagegen müssen wir uns wappnen. Wir müssen einen eisernen Ring um unsere Gemeinschaft schließen, durch den der Gegner keinen Ein­laß findet. Das ist auch eine kriegerische Handlung, und auch das bringt uns dem Sieg und dem Frieden näher. Solange der Feind noch hofft, uns durch seine Lügenpropaganda umwerfen zu können, solange wird er weiterkämpfen. Bricht sich bei ihm einmal die Erkenntnis Bahn, daß unsere Gemeinschaft auf keine Weise zu erschüttern ist, dann sieht er damit auch seine letzte Chance verloren.

Darum laßt uns im Kampfe der Geister wie Soldaten handeln! Verteidigen wir auf diesem Felde unser nationales Leben mit derselben Tapferkeit, aber auch mit derselben Disziplin, mit der

der Soldat das auf dem Schlachtfelde tut. Halten wir es für die höchste Ehre, vom Feinde angegriffen und beschimpft, und für die größte Schmach, von ihm gelobt oder umschmeichelt zu werden.

Dann wird seine Lügenpropaganda an unserer nationalen Dis­ziplin zerbrechen.

Die Heimat schuldet das der Front.


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