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Unsere Art von Demokratie

Germana


Unsere Art von Demokratie

19. April 1942

Solange wir damit beschäftigt sind, die wirtschaftlichen, poli­tischen und militärischen Probleme des Krieges öffentlich zu betrachten und darzulegen, ist unser vornehmstes Bestreben darauf gerichtet, an die Fragen der Zeit mit einem kühlen Realismus heranzutreten, sie weder über Gebühr aufzubauschen noch ihnen ihre Schärfe oder Dringlichkeit zu nehmen, nichts zu verschweigen und nichts hinzuzufügen und damit unserem Volke und auch der Weltmeinung eine Möglichkeit zu geben, den deutschen Stand­punkt ohne Umschweife kennenzulernen. Selbstverständlich können auch wir uns irren und haben das im Verlaufe des Krieges mehr als einmal getan. Aber niemals haben wir uns dazu herbeigelassen, nur um des publizistischen Augenblickserfolges willen schwarz in schwarz oder weiß in weiß zu malen. Wir waren uns zu gut dazu, und vor allem wußten wir zu genau, daß Schönfärberei in der Vertretung des eigenen Standpunktes sich doch früher oder später einmal rächen würde, somit also eine Kapitalanlage darstelle, die keine Zinsen abwirft.



Probleme werden nicht dadurch gelöst, daß man sie verschweigt oder vor ihnen den Kopf in den Sand steckt; im Gegenteil, man tut gut daran, sie mutig und mit Zivilcourage anzugehen, weil man so am ehesten die Möglichkeit gewinnt, sie zu lösen. Einen Schaden erkennen, das heißt auch schon, ihn zur Hälfte beseitigen. Daß sich im Verlaufe von zweieinhalb Kriegsjahren hier und da Rost und Unrat ansetzen 929y245j , das ist erklärlich und auch weiter nicht schlimm. Gefährlich wird das nur, wenn man nichts dagegen tut.

Was nützt es schon einem Kranken, eine an sich harmlose Erkältung oder Grippe zu verschweigen oder vor seinen Mitmenschen zu verheimlichen? Keiner von ihnen wird von Husten oder Schnup­fen auf baldigen Tod des Kranken schließen. Sehr kurzsichtig aber ist es, die Krankheit hinzuschleppen, sie vor sich selbst und vor den anderen zu verbergen und sich eines Abends mit einer Rippen- oder doppelseitigen Lungenentzündung zu Bett legen zu müssen. Krankheiten werden am besten bei ihrem Beginn bekämpft. Jede falsche Scham ist hier fehl am Platz und kann nur zu unange­nehmen Weiterungen führen.

So ist das auch im Staatsleben, vor allem während des Krieges. Man braucht keine Angst vor dem Volke zu haben, denn es bemerkt den Fehler meistens ebenso früh, wenn nicht gar früher als seine Regierung. Es fallt auch niemand in Ohnmacht, weil mal irgendwo etwas falsch gemacht worden ist. Das Volk ist gar nicht so zimperlich, wie viele das annehmen. Die breiten Massen haben so viel mit den Schwierigkeiten des Lebens zu kämpfen, daß sie schon eine gute Portion davon vertragen können. Sie verlangen von der Regierung auch gar nicht, daß sie einen Übelstand abstellt, der nach Lage der Dinge gar nicht abgestellt werden kann. Sie sehen die Unmöglichkeit, ihn zu beseitigen, gern und willig ein;

man muß ihnen das nur erklären. Es genügt ihnen meistens schon, zu wissen, daß die Regierung dieses oder jenes überhaupt weiß. Nur das Gefühl ist lähmend, daß etwas falsch gemacht wird, daß dieser oder jener Schaden einreißt und sich langsam vergrößert, ohne daß man oben davon eine Ahnung hat.

Die englischen Propagandisten haben sich in den vergangenen Wintermonaten einen Beruf daraus gemacht, unsere publizistischen Äußerungen unter die Lupe ihrer schärfsten Beobachtung zu nehmen, offenbar nur zu dem Zweck, darin hier oder da eine Rede­blüte zu entdecken, aus der eine fleißige Biene doch noch Honig saugen könnte. Das hat uns nicht im mindesten beirrt. Wir Deut-

sehen leben in einer wahren Demokratie, so autokratisch manchmal auch ihre Führungsmethoden sein mögen, und das vornehmste Charakteristikum unserer Demokratie ist jene Summe von Ver­trauen, die Regierung und Volk miteinander verbindet. Wir sind zwar manchmal karg in unseren Äußerungen, das ist dann aber immer auf höhere Staats- oder militärpolitische Rücksichten zurück­zuführen. Wir konnten im Verlaufe dieses Winters beispielsweise gar kein Interesse daran haben, den Feind durch tägliche aus­führliche Frontberichte genau ins Bild zu setzen und ihm damit einen Einblick in die Ostlage zu gewähren, den er sich auf andere Weise gar nicht verschaffen konnte. Wir haben zwar wenig gesagt, aber es hat immer gestimmt.

Ganz im Gegensatz dazu die Engländer. Je weiter sie von der Front entfernt waren, desto blumiger und dramatischer wurden ihre Berichte. Danach haben die Bolschewisten von Dezember bis März mehr deutsche Divisionen vernichtet, als wir während des Weltkrieges und des jetzigen Krieges zusammengenommen über­haupt jemals besessen haben. Und nun kommt das dicke Ende nach. Jetzt sind die Londoner Zeitungen mit Eifer bemüht, ihrem schafsgeduldigen Leserpublikum klarzumachen, daß seine Vor­stellungen von der Ostlage lauter Illusionen sind, daß von einer Zertrümmerung der deutschen Wehrmacht überhaupt keine Rede sein könne, daß wir, wie die "Times" kürzlich schrieben, im Gegenteil alle für spätere Angriffshandlungen in Betracht kom­menden Positionen gehalten hätten und die englische Generalität von dem großen und bewundernswerten Stil unserer Verteidigung in diesem Winter genau so viel lernen könne wie von dem unseres Angriffs in den vorangegangenen Offensiven. Man kann sich vor­stellen, welche Ernüchterung das in England hervorgerufen hat. Wir sind im vergangenen Winter etwas bescheidener in unseren Angaben gewesen, brauchen jetzt aber auch nichts zurückzunehmen. Das Bild der Ostlage ist bei beginnendem Frühling genau so, wie

wir es im Verlaufe der zurückliegenden Monate, wenn auch manchmal nur in andeutenden Strichen, gezeichnet haben.

Auch in den Fragen der Innenpolitik operieren die Engländer in ähnlich kurzsichtiger Weise. Wenn wir öffentlich gegen ein beginnendes Übel von Schleich- und Tauschhandel, an dem sich selbstverständlich nur ein kaum wahrnehmbarer Prozentsatz unseres Volkes beteiligt, zu Felde ziehen, eine Verordnung dagegen er­lassen, die gegen die Schleich- und Tauschhändler harte Strafen androht, und uns im Kampf gegen diese Fäulnissymptome die Gefolgschaft aller Wohlgesinnten sichern, dann erhebt man in London ein Geschrei, als ob ganz Deutschland sich im Verlaufe von zweieinhalb Kriegsjahren in eine wahre Lasterhöhle verwandelt hätte. Das ist gerade so, wie wenn habgierige Erben gleich ein großes Sektgelage veranstalten wollten, weil der sich ansonst bei bester Gesundheit befindende reiche Erblasser einmal niest. Die Engländer wären viel besser beraten, wenn sie sich an uns ein Beispiel nehmen wollten. Denn was sich bei uns schließlich nur in für die Gesamtlage weniger bedeutsamen Gelegenheitssym­ptomen äußert, das ist bei ihnen längst eine schleichende Krankheit geworden. Sie wissen es nur nicht oder wollen es doch wenigstens nicht wahrhaben.

Glaubt man in London wirklich und im Ernst, daß sich bei uns das Volk zu einem Massenprotest erheben und zornentbrannt seine Regierung stürzen werde, weil sie dem Tausch- und Schleich­handel zu Leibe rückt, die großen Schieber aufs Schafott und die weniger großen ins Zuchthaus bringt? Die Korruptionsfiguren, die in den letzten Tagen und Wochen vor den Schranken der deutschen Gerichte standen und dort zu schwersten Strafen verurteilt wurden, haben mit dem deutschen Volke gar nichts gemein. Sie haben das Verbrechen begangen, sich im Kriege aus selbstsüchtigen Gründen außerhalb der Volksgemeinschaft zu stellen, und das Volk reagiert darauf auf die natürlichste Weise, indem es sie nun auch sichtbar

aus seiner Gemeinschaft ausschließt. Das geschieht ohne Ansehen des Ranges, der Würde oder der Person. Jeder anständige Mensch begrüßt ein solches drakonisches Verfahren, und die Lektüre der wöchentlich veröffentlichten Gerichtsurteile gegen Schieber hat noch niemanden der Regierung entfremdet, sondern das ganze Volk nur noch näher an sie herangerückt.

Sollen wir uns beispielsweise das manchmal rüde Benehmen einiger unfreundlicher Zeitgenossen, die den Krieg mit einer Beschwerdeaktion verwechseln und anständige Menschen auf der Straße, in Schlange vor den Läden, in den Läden selbst, in den Verkehrsmitteln, Restaurants, Kinos, Theatern und Amtsstuben durch ihr unhöfliches und flegelhaftes Benehmen belästigen, wider­spruchslos gefallen lassen und sie etwa deshalb nicht zur Ordnung rufen, weil wir Angst haben, die Engländer könnten daraus den Schluß ziehen, daß bei uns alles drunter und drüber geht? Da sei Gott davor! Dann müßten wir ja aus Furcht vor unseren Feinden alles das tun, was ihnen Freude macht, und könnten damit unserem nationalen Leben nur Schaden zufügen. Wir wiederholen noch einmal, daß es uns vollkommen gleichgültig ist, was die Engländer von uns denken. Illusionen beim Feinde sind nicht gefährlich, weil sie früher oder später stets den Tatsachen und besseren Einsichten weichen müssen. Das dauert manchmal etwas länger, als man wünscht; aber am Ende wird die Wahrheit sich doch immer durch­pauken.

Wir haben den Eindruck, daß unser Volk, seitdem es den Ernst des Krieges erkannt und sich auf seine harten Notwendigkeiten eingestellt hat, an Widerstandskraft nicht ab-, sondern zuge­nommen hat. Wir machen uns gar keine Illusionen mehr. Aber noch niemals waren wir so fest vom kommenden Sieg überzeugt wie heute. Die politische Luft, in der wir leben, ist klar, frisch und rein. Ein gelegentliches kurzes Gewitter ist kein Erdbeben, wie die Engländer meinen, sondern nur eine Säuberung der Atmosphäre.

Danach kann man dann wieder tief atmen. Leider hat man einem solchen Verfahren im Weltkrieg bei an» eine fortdauernd stickige Luft vorgezogen mit dem Erfolg, daß dann im entscheidenden Augenblick eine Entladung stattfand, die alles niederlegte. Eine solche Entwicklung wäre den Engländern bei uns natürlich an­genehmer als eine in regelmäßigen Abständen erfolgende Be­reinigung der Atmosphäre; ein Grund mehr für uns, bei der bis­herigen Praxis zu bleiben.

Wir saßen kürzlich einen langen Abend mit Soldaten aller Kategorien zusammen, die gerade von der Ostfront kamen. Neben den vielen militärischen Dingen, die sie uns zu berichten hatten, erzählten sie uns auch mit viel Ernst und Sachkunde von den so außerordentlich wichtigen Wechselwirkungen, die ständig durch Urlauber oder Feldpostbriefe, durch Rundfunksendungen oder Zeitungen zwischen Front und Heimat stattfinden. Was sie uns mitteilten, wird uns durch ungezählte Schreiben von der Front immer wieder bestätigt: daß nämlich der Soldat weit davon ent­fernt ist, von der Heimat zu verlangen, daß sie genau so leben solle wie die Front. Der Soldat ist viel zu einsichtig und zu klug, um ein solches Ansinnen an die Heimat zu stellen. Er erwartet von ihr nur, daß sie auf ihre Weise genau so ihre Kriegspflichten erfülle, wie der Soldat das auf seine Weise tut. Er ärgert sich nicht im mindesten darüber, daß man zu Hause Kinos und Theater besuchen kann, selbst wenn er persönlich seit manchmal über einem Jahr keinen Film mehr zu Gesicht bekommen hat. Er liest auch in den Zeitungen, die ihm nachgeschickt werden, nicht zuerst, was sie von der Front, sondern was sie von der Heimat berichten. Das ist auch natürlich, denn die Front hat er immer, die Heimat dagegen nur selten oder nie.

Was ihn m Wut versetzt, das ist, wenn einer zu Hause vom Kriege überhaupt keine Notiz nehmen will, ihm beim Wiedersehen nur plump vertraulich auf die Schulter klopft, ihn so nebenbei und

zerstreut fragt, woher er komme, und dann gleich anfangt, zu klagen und zu weinen, daß es kaum noch etwas zu rauchen gibt, und dabei eine Zigarette nach der anderen pafft, daß die Zeitungen nur vier Seiten Umfang haben, und dabei selbst die nur flüchtig überfliegt, und dann zum Kriege zurückkehrend mit stillem Vorwurf fragt, wann die Herren Soldaten denn nun endlich mit den Bolschewisten Schluß machen wollten.

Das ist ordinär, im höchsten Grade taktlos und dumm. Das muß einen Frontsoldaten in Siedewut versetzen. Er kann sich dagegen kaum helfen, also müssen wir ihm helfen. Sollen wir uns den Eng­ländern zuliebe von diesen dicken Nichtsnutzen das Bild der Hei­mat vor der Front verschandeln lassen? Sollen die ungezählten Millionen anständiger deutscher Arbeiter, Bauern und Intel­lektuellen dazu schweigen und den paar tausend griesgrämigen Patronen das Feld räumen?

Wir denken, nein! Wir fahren ihnen in die Parade, belegen sie, wenn sie sich gegen die Gesetze vergehen, mit Strafen und geben sie ansonst dem öffentlichen Gelächter preis. Und was die Heimat in ihrer Gesamtheit anlangt, da kann die Front vollkommen be­ruhigt sein. Sie tut ihre Pflicht, auch wenn sie nicht ständig davon redet. Und wer sich daran vorbeidrücken will und uns damit die gute Laune verdirbt, den rufen wir zur Ordnung oder geben ihm eins aufs Dach.


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