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Wir bauen eine Brücke

Germana


Wir bauen eine Brücke

11. Januar 1942

Man sieht manchmal in einem Varieté oder in einem Groteskfilm eine belustigende Szene etwa folgenden Inhalts: Zwei Clowns liegen auf der Erde und besitzen nicht mehr die Kraft, sich aus eigenem Vermögen wieder zu erheben. Nach vielen vergeblichen Einzelversuchen, die ihrer grotesken Komik wegen im Publikum immer wieder Stürme der Heiterkeit hervorrufen, rücken sie auf der Erde näher aneinander heran, berühren sich mit dem Nacken, bewegen die Beine und heben sich nun Hinterpartie an Hinterpartie lan 23323k109x gsam gegenseitig hoch. Kaum aber sind sie oben, dann fallen sie gleich wieder kraftlos zu Boden, die Zuschauer schlagen sich auf die Schenkel und quietschen vor Vergnügen. Sagen die beiden Clowns nun noch bei ihren vergeblichen Aufrichtungsversuchen: "Wir bauen eine Brücke!", dann will das zwerchfell­erschütternde Gelächter im Publikum überhaupt kein Ende mehr nehmen. Die ganze Szene ist von einer unbestreitbaren Komik; jedermann hat einen Anspruch darauf, daß sie immer wieder zum selben Effekt führt. Nur wer sie noch nicht kennt, bleibt dabei ernst, bis er die Pointe versteht.



Man fühlte sich an diesen Sketch vom Varieté erinnert, wenn man in diesen Tagen in englischen und amerikanischen Blättern die Hofberichte über die Zusammenkunft zwischen Mr. Churchill und Mr. Roosevelt in Washington las: zwei ohnmächtig am Boden Liegende, von denen keiner mehr aus eigener Kraft aufstehen kann und die sich nun gegenseitig aufzurichten und zu stützen versuchen und eine Brücke bauen. Sie haben es nötig. Daß Mr. Roosevelt

und Mr. Churchill angesichts der schweren Schläge, die diese beiden infernalischen Kriegshetzer nach ihren frechen Provoka­tionen und ihrem aufreizenden Spiel mit der Geduld und Langmut Japans in den letzten Wochen in Ostasien einstecken mußten., bei ihren eigenen Völkern augenblicklich nicht mehr viel zu bestellen haben, wird niemanden wundernehmen; denn der Gegensatz zwischen ihren prahlerischen Voraussagen und damit doch wohl auch ihren Wünschen und Zielsetzungen einerseits und den bisher errungenen Erfolgen bzw. Mißerfolgen andererseits ist doch so kraß, daß er auch den angelsächsischen Völkern, die ja bekanntlich in dieser Beziehung allerhand gewohnt sind, allmählich auf die Nerven geht. Was tut man in solchem Falle? Man verbirgt seine eigene tödliche Verlegenheit hinter einem Nebel von Phrasen und bleichen Entschuldigungen und sucht sich langsam wieder anein­ander aufzurichten und eine Brücke zu bauen.

Das ist der eigentliche Grund und Hintergrund der Reise Mr. Churchills nach USA. Er hat diese Reise seinem Charakter und Temperament entsprechend mit dem ganzen Reklamerummel umgeben, den man bei ihm, dem Mann mit dem schlechtesten politischen Geschmack, nachgerade gewohnt ist. Daß er durch seine jüdischen Soldschreiber verbreiten läßt, sein Schlafzimmer im Weißen Hause werde geheim gehalten, weil man Attentate der Fünften Kolonne befürchte, wollen wir noch hingehen lassen. Dann aber stellt er sich im Arbeitsraum Mr. Roosevelts der Presse, und da ist er ganz in seinem Element. Er steigt auf einen Stuhl, die Zigarre im Mundwinkel, und läßt sich also von Schmock bewundern und beklatschen. Wir können uns vorstellen, daß es auch in England noch Leute gibt, die eine solche Szene mehr als galant finden. Sie bat etwas so penetrant Vulgäres an sich, daß sich jedes weitere Wort dazu erübrigt. Aber es kommt noch besser. Damit auch die harmloseren Gemüter etwas von seinem Besuch haben, läßt er sich beim Beten öffentlich beobachten und begut-

achten: "Man sah bei der Hohen Messe des Weihnachtstages in Washington Churchill und Frau Roosevelt in dasselbe Gesangbuch schauen, während der Bariton des Präsidenten über alle anderen in der Kirche hinaustönte."

Das ist echt Churchill! Dieser Bericht des Reuterbüros wird von ihm selbst geschrieben sein. Er ist an plumper Heuchelei und feistem Pharisäertum kaum noch zu überbieten. An Ge­schmacklosigkeit erreicht ihn nur noch jene gespensterhafte Szene, die der britische Premier bei seinem Besuch in Ottawa vor der Presse spielte. Dort wurde ihm von den jüdischen Journalisten eine Kappe aus Alaska-Seal geschenkt. "Die Kappe paßt mir wunder­voll!" gibt er zur Antwort, setzt sie auf und paradiert also mit zu einem V gespreizten Zeige- und Mittelfinger vor den Presseleuten auf und ab, die sich vor Lachen krümmen. Grock hat eine neue Konkurrenz bekommen.

Man könnte über alles das mit einem Achselzucken hinweg­gehen, und wir würden es auch kaum der Erwähnung für wert halten, wenn es nicht so außerordentlich charakteristisch wäre für den Mann, dem England augenblicklich das Schicksal seines Welt­reichs anvertraut hat. Es ist nicht jedermanns Sache, Sinn für politischen Stil zu haben, und für gewisse Zeiten mag es auch einem Staatsmann dienlicher sein, ein dickes Fell statt guten Geschmack zu besitzen. Aber was zuviel ist, das ist zuviel. Wenn einer so viel auf dem Kerbholz hat wie Mr. Churchill, dann müßte es ihm eigentlich von der Polizei verboten werden, anstatt der Welt Auf­klärung über die lange Serie seiner Mißerfolge zu geben, ihr ein so vollkommen witzloses Theater vorzuspielen. Ein Mann mit so vielseitigen Talenten gehört ins Kabarett oder auf die Varietebühne, nicht aber an die Führung eines Empire.

Und was seinen Kompagnon und Rivalen Mr. Roosevelt an­langt, so täte er auch besser daran, dem amerikanischen Volk end­lich einmal genauen Aufschluß über die vernichtenden Schlacht-

schiff- und Positionsverluste der USA. in Ostasien zu geben, statt mit seinem Heldenbariton Choräle für die Kirchengalerie zu schmettern. Solche Szenen wirken auf das europäische Publikum wenigstens lächerlich oder bestenfalls abstoßend. Bei uns zu Lande ist man es nicht gewohnt, sich bei bestimmten Tätigkeiten tonfilmen zu lassen, und eine solche Tätigkeit ist unter anderem auch das Beten. Wer seine Frömmigkeit so in die Welt hinausschreit, gerät in den Verdacht, Böses im Schilde zu führen; und das ist auch hier in der Tat der Fall.

Diese beiden politischen Schwerverbrecher haben einen Welt­brand entzündet, vor dem ihnen allmählich zu grausen anfangt. Mr. Roosevelt hatte sich die Partie in Ostasien allem Anschein nach genau so leicht vorgestellt, wie Mr. Churchill sich die in Eu­ropa leicht vorgestellt hatte, und nun stehen sie mit ihren Völkern plötzlich vor Tatsachen, die mehr als ernüchternd wirken. Selbst­verständlich können sie den Achsenmächten noch an allen Ecken und Enden Ungelegenheiten bereiten; aber im Ganzen gesehen sind sie doch in der Schlinge gefangen, die sie für uns geknüpft hatten. Wo sie auch in dieser für sie aussichtslos gewordenen Partie zu schlagen versuchen, sie treffen entweder ins Leere oder stoßen auf einen Widerstand, der für sie gänzlich unüberwindlich ist. Bleibt also als einzige Hoffnung nur noch die Sowjetunion, die für die plutokratischen Mächte die Kastanien aus dem Feuer holen soll. Der Kreml muß retten, was noch zu retten ist.

Also fährt Mr. Eden nach Moskau, um dort mit Stalin eine Brücke zu bauen. Hier wird die Sendung im Gegensatz zu Wa­shington auf proletarisch eingestellt. Man geht nicht in die Weih­nachtsmette und singt auch keine Choräle; im Gegenteil, es fallt auf, daß, wie die britische Presse berichtet, in einem englischen Kommuniqué zum ersten Mal auf jede Art von Titeln verzichtet wird. Es heißt nicht mehr wie bisher: "Der sehr ehrenwerte Mr. Eden", sondern ganz schlicht Mr. Eden", und die "Daily

Mail" fügt hinzu, daß dies sicherlich ein Symptom für den neuen Stil und die neue Herzlichkeit sei. Uns will scheinen, daß der Titel "Sehr ehrenwert" bei Mr. Eden von einem Witzbold aus ganz anderen Gründen gestrichen worden ist. Und was die neue Herz­lichkeit anlangt, so kam diese unseres Erachtens viel drastischer bei der Heimkehr des britischen Außenministers zum Ausdruck, als er an einem Londoner Bahnhof von einer großen Menschenmenge empfangen wurde, die die Internationale sang.

Das ist der neue Stil, der auch letzthin in der sonst so lang­weilig vornehmen "Times" gepflegt wird, die in gewundenen Leit­artikeln darlegt, daß die Sowjetunion auch etwas für ihren Blut­einsatz beanspruchen könne und man ihr im Falle eines englisch-amerikanisch-bolschewistischen Sieges am zweckmäßigsten ganz Europa zur Betreuung übergäbe. Hätten unsere neutralen Staaten in ihrer blinden Verkennung der Gesamtlage auch nur noch ein primitives Gefühl für ihre nationale Zukunft und Sicherheit, dann würden sie jetzt wissen, was sie zu tun hätten, nämlich wenn schon nicht für einen deutschen Sieg zu kämpfen, so doch wenigstens dafür zu beten. Aber sie sind ja von Gott und allen guten Geistern verlassen. Die Weisheit ihres politischen Urteils wächst nur mit der Nähe der bolschewistischen Revolutionsbrigaden; und da diese weit sind, glauben die Schweden und Schweizer, sich den Luxus der Pampigkeit uns gegenüber leisten zu können.

Sie werden sicherlich mit uns der Überzeugung sein, daß, wenn die Sowjetunion militärisch vernichtet werden muß und kann, allein und ausschließlich die deutsche Wehrmacht dazu in der Lage ist, und bedeutete die augenblicklich sich vollziehende Be­reinigung unserer Front im Osten wirklich das, was die Herren Engländer daraus zu machen belieben, und die Herren Schweden und Schweizer mit so großem Wohlbehagen zitieren - es kann natürlich in der Tat überhaupt keine Rede davon sein -, dann hätten sie eher Grund, zu zittern, als zu frohlocken; denn sie wären

die ersten Opfer der von London der Sowjetunion bereits zu­gestandenen europäischen Neuordnung unter bolschewistischer Führung. Das ist nämlich der Kaufpreis, der Mr. Eden, dem bestangezogenen Modeliebling der Londoner Gentry, in Moskau abverlangt und von ihm auch anstandslos bezahlt wurde. Die englischen Kommunisten hatten also allen Grund, bei seiner Rückkehr die Internationale zu singen. Und der Chronist griff auch nicht fehl, als er bei seiner Nennung im Kommuniqué den Titel "Sehr ehrenwert" wegließ. Bei ihm handelt es sich um eine sogenannte Intellektbestie, die sich bereitgefunden hat, für den letzten verzweifelten Rettungsversuch am englischen Empire Eu­ropa einem neuen Mongolensturm auszuliefern. Wir haben es also hier genau wie auch bei Mr. Churchill und Mr. Roosevelt mit einem hartgesottenen Sünder zu tun, der vor nichts zurückschreckt, um sich der Verantwortung für seine kriminelle Politik zu entziehen.

Wie schlecht wird es um Englands Sache stehen, wenn seine führenden Männer sich zu solchen Schritten der Verzweiflung entschließen müssen! Und welche Verantwortung lastet auf uns allen, und zwar auf Front und Heimat insgesamt, angesichts der Tatsache, daß damit das Schicksal unseres Kontinents in der Hauptsache uns, unserer Kraft, unserer Energie, unserem Verteidigungs- und Angriffswillen anvertraut ist! Die deutsche Nation mit ihren Verbündeten bildet heute den letzten Wall gegen den Mongolensturm; eine andere Macht, die Europa beschützen könnte, existiert nicht mehr. England hat Europa verraten und nun an Moskau auch noch verkauft. Seine plutokratischen Wortführer betteln in der Welt um Waffenhilfe. Sie sind bereit, jeden Preis zu zahlen, um ihr wankendes Empire zu stützen. Stalins letzte Chance wäre damit gekommen.

, Wir sagen mit Absicht wäre. In schweren, blutigen Abwehr­kämpfen schlägt die deutsche Wehrmacht im Osten die unter skrupellosem Menscheneinsatz immer wieder unternommenen

Durchbruchsversuche der bolschewistischen Soldateska der Ver­zweiflung ab. Auf den Schnee- und Eisfeldern Rußlands wird heute von den deutschen Soldaten und ihren Verbündeten der Existenzkampf Europas gekämpft. Mit kargen Worten umschreibt der tägliche OKW.-Bericht ein Heldentum unserer Väter und Söhne, das später einmal mehr der Sage als der Geschichte an­gehören wird. Es ist nicht vergebens. In ihm findet unser Erdteil unter Wehen und Schmerzen seine Wiedergeburt.

Mr. Churchill und Mr. Eden bauen Brücken aus burlesken und tragikomischen Clownerien, die, kaum errichtet, wieder zusammen­brechen. Unterdes aber stehen Deutschland und seine Verbündeten in Waffen bereit, die plutokratischen Bedrohungen der Existenz ihrer Völker abzuschlagen. Es wird die Stunde kommen, da im letzten Zusammenprall der Kräfte die Entscheidung fallt. Siegen werden der höhere Ernst, der härtere Wille, die bessere Idee und das stärkere Herz.

Mit anderen Worten: also wir!


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